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Werbung für die neue Theatersaison
Quelle: lys.©

Lettre de France (lys.)

Zweites Neujahr in Frankreich

La Rentrée - vom Schulstart zum Saisonstart

Der Sommer ist in Frankreich in der Regel ruhig, sehr ruhig. Fast alle Franzosen sind am Strand oder im Familienhaus in der Provence, der Dordogne oder der Bretagne. Ganz anders die Zeit Ende August, Anfang September. Wenn ganz Frankreich pünktlich zu »la rentrée« kollektiv wieder zum Leben erwacht.  In Frankreich ist »la rentrée« ein zweiter Jahresbeginn. Gemeint ist eigentlich der kollektive Schulbeginn nach den großen Ferien. Die Kalender für Schüler, Studenten und Lehrer gehen von September bis September. Und »la rentrée« ist alle Jahre wieder das Ereignis, das die Eltern von Kindern im Alter zwischen 3 und 27 in Stress versetzt. Aber längst nicht mehr nur die Eltern. Eigentlich das ganze Land. Es gibt mittlerweile auch die »rentrée politique« oder die »rentrée du cinéma«. Die Theater spielen wieder, es gibt viele neue TV-Programme und meist noch ein regelrechtes ModeratorInnen-Karussel. Unmengen von Supermarktkatalogen mit Angeboten für Schreibwaren, Ranzen und Kinderkleidung füllen wochenlang die Briefkästen. Und nur, wer Frankreich nicht kennt, wundert sich darüber, dass »la rentrée« das große Gesprächsthema dieser Tage ist. 

Über die Schule reden alle. Familien mit geringerem Einkommen kriegen vom Staat eine Hilfe für den Schulanfang. Je nach Alter sind das bis zu 400 Euro. Dass fast alle Schüler in Frankreich ab dem Collège (d.h. nach der Grundschule in der 6. Klasse) auch einen Computer brauchen, hat die Regierung in ihrer Rechnung aber wohl kaum berücksichtigt. Oft müssen zwar nicht alle, aber schon einige Schulbücher und zumindest die dazugehörenden Lehrhefte gekauft und eine Haftpflicht-Versicherung abgeschlossen werden. Alle Jahre wieder sind Eltern dann auch damit befasst, Sport, Musik und andere Aktivitäten für die lieben Kleinen zu organisieren. Auch die Babybetreuung wird oft zum Schulanfang neu organisiert, denn die meisten Tagesmütter hüten jüngere und ältere Kinder. Die »rentrée« gibt es übrigens schon in der Vorschule, in die kleine Franzosen ab drei Jahren und manchmal auch schon vorher gehen (sie dürfen keine Windel mehr brauchen). Die öffentlichen Schulen kosten nichts und sind damit günstiger als die Ganztagsbetreuung in der Kinderkrippe oder durch eine Tagesmutter. Das Schuljahr dauert dann übrigens bis zu den nächsten Sommerferien Anfang Juli – mit zwei Wochen Pause zu Allerheiligen, am Jahresende über Weihnachten und Silvester, zum Skifahren im Februar und im Frühjahr (nicht unbedingt an Ostern). Bonne rentrée … (lys.).