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Oslos Innenstadt mit viel Freiraum
Quelle: Politikaner • CC BY-SA 3.0 (s.u.)©

Skandinaven | Autofrei(er)e Stadt [2]

Nordische Unaufgeregtheiten

Skandinaviens neue Boulevardisierungen

Frankfurts Weg zur autofreien Innenstadt hat wohl etwas mit »deutscher Gründlichkeit« zu tun. Eine komplette (halbe) Straße wird ein ganzes Jahr lang abgesperrt. Probeweise, um danach mal alles zu evaluieren und zu diskutieren. Zeit, um Klagen zu sortieren. Und Bedenken. Gut, dass die Main-Metropole nicht in Skandinavien liegt. Beim dortigen Tempo Richtung »autofreie Innenstädte« würde der Magistrat wohl aus der Kurve fliegen. Ausgerechnet das ölreiche Buchmessengastland Norwegen macht es vor. Die Hauptstadt Oslo ist im Zentrum seit diesem Jahr schon weitgehend autofrei. Eine grün-linke Stadtregierung hat das Ziel vor einigen Jahren beschlossen und mit vielen Einzelmaßnahmen wie den Abbau praktisch aller Parkplätze seitlich der Straßen, dem massiven Ausbau der Radwege oder ersten Einfahrverboten entschlossen vorangetrieben. Mittlerweile ist die Innenstadt bis auf einige Ausnahmen autofrei. Kontrollen gibt es übrigens wenige. Das Bewusstsein scheint hoch zu sein. Eine andere Idee verfolgt das benachbarte finnische Helsinki. Gleich mehrere Autobahnen beginnen in Herzen der Hauptstadt. »Nicht zeitgemäß«, befand die Stadtregierung und begann trotz Widerständen mit dem Rückbau. Aus Autobahnen werden Boulevards und sogar neue Wohnquartiere. Von Klagen ließ man sich nicht abhalten. Während sowas anderswo das komplette Projekt vertagt hätte, hat man hier die beklagten Abschnitte einfach zurückgestellt. Zumindest für die Oslo-Idee hätte Frankfurt ideale Voraussetzungen. Die alten Wallanlagen sind fast eine natürliche Begrenzung für eine autofreie Innenstadt. Und das mit den Autobahnen? Da würde ein Blick nach Manchester helfen (str.).