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Plan von Frankfurt zeigt den Börneplatz mit den beiden Hauptverkehrsachsen der Innenstadt (vor Sperrung des Mainkais)
Quelle: Ulrich Oestringer / wikivoyage | CC BY-SA 2.0 (s.u.)©

Groningen & Co. | Autofrei(er)e Stadt [6]

Gevierte(i)lte Städte

Durchgangsverkehr wörtlich genommen

Der flüchtige Besucher könnte Groningen für eine beschauliche Kleinstadt halten. Wer durch den niederländischen Ort flaniert, sieht für eine 200.000-Menschen-Stadt erstaunlich wenige Autos im Stadtzentrum. Dafür aber unzählige Fahrräder, Radfahrer und Radfahrerinnen. Und in der Tat wirkt die niederländische Stadt wie eine Welthauptstadt des Fahrrads. Die Ursache dafür liegt in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und bei dem damals sehr jungen Lokalpolitiker Max van den Berg. Er wollte das Auto aus dem Stadtzentrum vertreiben und wieder Raum für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen schaffen. Dafür entwickelte er eine gleichsam banale wie revolutionäre Methode. Er unterteilte das Zentrum in vier Sektoren. Autofahrern wurde es unmöglich gemacht, von einem Sektor in einen anderen zu fahren. Sie mussten auf die Ringstraße rund um die Innenstadt ausweichen. Dadurch wurde Autofahren unattraktiv. Die damals von vielen befürchtete wirtschaftliche Katastrophe blieb übrigens aus. Dafür besitzt Groningen derzeit die sauberste Luft aller niederländischen Großstädte. Ein Konzept übrigens, das mit wenigen Mitteln nachgeahmt werden kann. In Barcelona etwa geschieht dies bereits. Ein kleeblattartiges Straßengeviert im ohnehin sehr schachbrettartigen Stadtplan der katalanischen Metropole erhält in der Mitte einen zentralen Platz, und von den vier darauf zulaufenden Straßen kann man immer nur rechts abbiegend wieder aus dem Viertel hinausfahren. Durchfahrtsverkehr adé – sozusagen ganz viele kleine Groningens im Herzen von Barcelona. Oder mit anderen Worten: Durchgangsverkehr wird in Groningen und Barcelona tatsächlich wörtlich genommen. Und Frankfurt? Könnte das auch. Zumindest im inneren Bereich der Wallanlagen wäre die Struktur in Form einer Ringstraße bereits vorhanden. Zwei passende Plätze gibt es auch bereits: Börneplatz und Hauptwache. Müsste nur noch der Börneplatz in eine zweite Hauptwache verwandelt werden – und fertig wäre Klein-Groningen … (sfo.).