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Erst für Hockey. Dann für Baseball. Heute für Flüchtlinge.
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Arte+7 | Dokumentation

Weiße Großstadt-Elefanten

Spiele wider die ökonomische Vernunft

Ob das gerade von Krisen geschüttelte Brasilien »die Spiele« – die Olympischen, die Paralympischen und die der Fußballer vor zwei Jahren –  wirklich brauchte, ist eine sicher nicht unberechtigte Frage. Ob Länder und Städte überhaupt »Spiele« dieser Größenordnung für irgendetwas brauchen, beschäftigt mittlerweile aber auch eine immer größer werdende Öffentlichkeit. Vor eineinhalb Jahren hatte der Sport-Ökonom Andrew Zimbalist in seinem Buch »Circus Maximus« den Gigantismus der letzten Olympischen Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften untersucht und – gelinde gesagt – auseinandergenommen. In Bilder umgesetzt und fortgeschrieben hat dies nun die Arte-Reportage »Die Spur der weißen Elefanten«. Fast weiße Elefanten waren im alten Siam kostbarste Geschenke, durften aber nicht zur Arbeit genutzt werden. Zimbalist und Arte-Autorin Lourdes Picareta haben die Spuren gewaltiger Arenen etwa in Griechenland und Brasilien verfolgt, die zu Milliardengräbern wurden oder auf dem Weg dorthin sind. In Brasilien geht es etwa um eine riesige ungenutzte Schwimmhalle oder um ein zum Parkhaus umfunktioniertes Leichtathletikstadion, für die dann dieses Jahr neue Bauten entstehen mussten. Doch auch sonst scheinen sich solche Spiele kaum zu rechnen. Länder wie Brasilien stürzen in Schulden. Touristen, die während der Spiele strömten, bleiben danach aus (London etwa hat heute weniger Besucher als 2012). Dazu kommen immer gewaltigere Sicherheitsvorkehrungen mit hohen Kosten. Nicht von ungefähr sagen Bewohner großer Städte wie Boston oder Hamburg immer öfter Nein zu den Prestige-Spielen unserer Tage. Makabere Ironie: Manche leerstehenden Bauten etwa in Athen (Olympia 2004) werden plötzlich wieder gebraucht – für Flüchtlinge … (hak.).