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Die Radstation in Münster ist das größte Fahrradparkhaus Deutschlands. Zusammen mit der Dependance Radlager hat sie Platz für 3.300 Räder
Quelle: Michael Schmalenstroer • CC BY-SA 4.0 (s.u.)©

Utrecht & Co. | Autofrei(er)e Städte [7]

Ganz neue Parkgefühle

Parking day, Radparkhaus, Parkplatzrückbau

Schon seit Jahren sind viele Städte mit Autos zugeparkt. Wissenschaftler sprechen längst nicht mehr von Fahr-, sondern von »Stehzeugen«. Statistisch gesehen steht jedes »Fahrzeug« knapp 23 Stunden am Tag. Was man mit dem belegten Raum machen könnte, zeigt immer zum Herbstanfang der »Parking day«. Weltweit besetzen in Hunderten Städten Aktivisten (Auto-) Parkplätze und verwandeln sie in Parks – mit Bäumen, Bänken und allerlei Grün. Mittlerweile ist die Idee offenbar auch bei vielen Stadtregierungen angekommen. Städte wie Oslo oder Amsterdam beginnen mit dem Rückbau von Autoparkplätzen. Oslo hat praktisch alle Innenstadt-Plätze abgebaut, Amsterdam will bis 2025 fünf bis zehn Prozent der Plätze kappen, rund 1.500 pro Jahr. In den Niederlanden zielt man dabei weniger auf Touristen (die zahlen rund 30 bis 40 Euro am Tag für Parkplätze). Vielmehr will man Anwohner*innen zum Umdenken bringen, denn die gesparten Plätze betreffen ausschließlich Anwohnerparken (rund 90 Prozent der Parkplätze in der Stadt). Zugleich werden auslaufende Berechtigungen gestrichen. Ziel ist, dass Bewohner*innen auf Bus, Rad oder Carsharing umsteigen.

»Aufgerüstet« wird hingegen vielerorts für Radfahrer*innen. Immer mehr Städte bauen Radparkhäuser. Auch hier sind die Niederlande vorbildlich. In Utrecht steht das größte Parkhaus dieser Art auf der Welt mit 13.500 Plätzen. Und jede größere Gemeinde – egal, ob Amsterdam, Groningen oder Maastricht – hat am Bahnhof und/oder in der Innenstadt mindestens ein Parkhaus mit oft mehreren Tausend Plätzen. Die Zahlen machen übrigens Sinn: Studien zufolge lässt sich ab 1.500 Plätzen eine solche Garage rentabel betreiben. In Deutschland hält Münster die Spitze mit 3.300 Plätzen an zwei nahe beieinander gelegenen Standorten, in Osnabrück soll demnächst mit über 2.000 Plätzen die zweitgrößte »Radstation« entstehen. Und in RheinMain? Hat man den Trend zumindest mitbekommen. Mainz baut am Hauptbahnhof ein erstes Radparkhaus für gut 1.000 Räder, Darmstadt hat dort bereits vor Jahren eine alte Überführung so umgestaltet, dass Hunderte Fahrräder tagsüber auf pendelnde Radfahrer*innen warten können. Und Frankfurt? Hat in der Tat – ganz multimodal – eine kaum bekannte Fahrradetage in einem Parkhaus am Hauptbahnhof. Mit allerdings gerade einmal gut 400 Plätzen. Immerhin hätte Frankfurt als Stadt mit den meisten Parkhäusern der Region und der ständig zunehmenden Zahl der SUVs sehr gute Bedingungen für mehr Fahrradparkraum. Da für die meisten der übergroßen SUV-Gefährte viele Parkhäuser eh zu klein werden, müsste der Bedarf eigentlich sinken – und könnte mithin problemlos umgewidmet werden … (vss.).