©
The Hills - Ausschnitt aus dem Buchcover
Quelle: Random House©

Buchmesse | Vorgelesen [15.10.]

Houellebecq im Edelrestaurant

Susanne Lewalter über Matias Faldbakkens »The Hills«

Eigentlich ist es wie bei einem guten Essen. Vor dem Menü steht das Amuse Gueule, mit dem der erwartungsfrohe Gaumen schon ein wenig angekitzelt wird. Und eigentlich beginnt auch die Buchmesse in Frankfurt mit ihren unzähligen Lesungen ja erst so richtig am Mittwoch. Wer sich allerdings auch hier zuvor bereits mit einem Amuse Gueule in Stimmung bringen möchte, kann heute Abend ins schöne alte Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine kommen. Und wie es sich für ein richtiges Amuse Gueule gehört, haben wir uns für unsere traditionellen Vormesse-Lesungen passend zum Gastland einen der ungewöhnlichsten Autoren Norwegens ausgesucht. Vor rund zehn Jahren hat der 46-jährige Matias Faldbakken sich mit einer misanthropischen Romantrilogie, die von Trash und Gewalt geprägt war, den Ruf eines norwegischen Michel Houellebecq eingehandelt. Sein neuer Roman »The Hills« überrascht zunächst durch seine Gediegenheit. Doch der Autor blickt subtil hinter die Fassade einer elitären Gesellschaft, die wie ein Sinnbild für das alte Europa anmutet. Der Roman spielt – passend zum Amuse Gueule – in einem Osloer Edelrestaurant, in dem ein hochsensibler Icherzähler seinem Beruf als Kellner nachgeht. Im Mittelpunkt stehen die Gäste Tom Sellers und Graham, der vom Kellner nur »das Schwein« genannt wird. Deren distinguierter Geschäftshabitus wird durch das Auftreten einer bildschönen Kindfrau gestört. Wie alt ist sie? »Porno-alt«, heißt es bei Faldbakken. Eine latent bedrohliche Stimmung beginnt sich aufzubauen, Gewissheiten verlieren sich, Begriffe, wie »deflorieren« fallen. Eine Tischfehde gipfelt darin, dass ein Stück Fenchelsalami auf einem Gemälde an der Wand landet. Es ist ein Zustand wohlsituierter Zerrüttung, den Faldbakken mit subtilem Ekel und satirischer Distanz beschreibt. Me too lässt grüßen ….