»Sobald der Fotograf Niklas Görke auf sein Fahrrad steigt, ist er auf der Suche. Wonach, das weiß er im Vorfeld nie so genau. Hat er ein passendes Motiv gefunden, dauert es eine kleine Ewigkeit, bis er ein Foto machen kann. Denn Görke arbeitet mit einer 4×5 inch Großbildkamera, wie sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts üblich war. Aus Holz gefertigt, ist sie zwar relativ leicht und kompakt, aber muss erst einmal auf ein Stativ aufgebaut und genau justiert werden. Für jede Änderung des Bildausschnitts muss das Stativ verschoben und die Kamera neu ausgerichtet werden – und das unter dem Dunkeltuch mit Blick auf das seitenverkehrt und kopfüber stehende Bild der Mattscheibe. Dann geht alles ganz schnell: Um die Platten lichtempfindlich zu machen, werden sie zunächst gleichmäßig mit einer sogenannten Kollodium-Emulsion überzogen und unter Rotlicht für drei Minuten in ein Bad aus Silbernitratlösung gelegt. In die Kamera eingesetzt, werden die Platten noch im feuchten Zustand belichtet. Die anschließende Entwicklung vor Ort der noch feuchten Platten ist nach ca. 15 Sekunden abgeschlossen. Dafür hat Görke aus zwei schwarzen Plastikkisten für sein Lastenfahrrad eine mobile Dunkelkammer gebaut. Wie in einem Brutkasten hantiert der Fotograf durch zwei Greiflöcher im beengten Raum, den er nur durch eine dunkelrote Scheibe einsehen kann. Nach der Entwicklung werden die Platten fixiert und zeigen das Bild als Positiv. In einem Wasserbad zurück ins Studio transportiert, trocknet Görke dort die Platten, scannt sie und versiegelt sie schließlich mit Schellack. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis er diesen Ablauf mit viel Geduld und Übung in den Griff bekam«.