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Auf der Suche in und nach der Stadt
Quelle: Christian Schuller©

Das Festival | Implantieren

Stadt. Erobern. Festival.

Drei-Städte-Pop-up-Festival in der Region

Der öffentliche Raum in den Städten – Wohl selten zuvor im Zeitalter der Urbanisierung hat er eine so große Rolle gespielt wie in diesem Sommer. In Corona-Zeiten werden plötzlich Parks, Plätze und Straßen immer wichtiger schon für das bloße Zusammentreffen der Menschen. Doch schon vor Corona wurde der Raum für das Miteinander der Menschen neu entdeckt, wurden dort neue Lebens-Räume geschaffen und bestehende neu verteilt. Implantieren, das Pop-up-Festival der freien Szene in FrankfurtRheinMain, spiegelt diesen Trend schon seit einigen Jahren. Und zwar im doppelten Sinn: Es spielt gleichermaßen in und mit diesem öffentlichen Raum, spielt selbst direkt an diesen Orten diese und andere urbane Themen rund um diese Orte. Mit Präsenz, Diskursen, vielen künstlerischen Interventionen und dem Zusammenbringen von Menschen – und zwar nicht nur als Zuschauer*innen.

Bei Implantieren werden der öffentliche Raum und die Gesellschaft in zahlreichen diskursiv-künstlerischen Formaten hinterfragt. Wie wahrscheinlich ist es etwa, in Frankfurt einem Wal zu begegnen oder gar am Mainufer von einem gefressen zu werden? Statistisch gesehen wahrscheinlicher, als von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden, Die Stadtrundgänge »Trip of a Lifetime« etwa widmen sich bei ihren Betrachtungen des urbanen Raumes dem Spiel mit Erwartungen und  Wahrscheinlichkeiten und halten nebenbei auf ihrem City-Walk Ausschau nach dem Wal. »Trip of a Lifetime« ist eines jener Formate, die sich großflächig im Stadtraum bewegen. Daneben gibt es drei Festival-Zentren: der leer stehende alte Offenbacher Hauptbahnhof, der Frankfurter Weckmarkt mit dem nahe gelegenen (noch autofreien) Mainkai und der veritable »Off Space« Osthang in Darmstadt, dessen Zukunft als Kunstort unter freiem Himmel ungewiss ist. Drei Orte urbanen Lebens, an denen sich auch die aktuellen Diskurs-Linien urbanen Lebens festmachen und hinterfragen lassen. Bespielt werden übrigens auch Wasserhäuschen, Häfen oder Spielplätze, wobei sich die Macher*innen des Festivals durchaus auch zu Gute halten, zuweilen selbst nicht zu wissen, wo man/frau am Ende herauskommt – lokal wie auch sonst … In gewisser Weise präsentiert sich Implantieren damit in diesem Sommer als das Festival zur Zeit und implantiert ganz nebenbei auch noch viel Kunst in den drei Städten … (vss.).