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Quiz-Frage: Zeigt die Grafik den Königsweg für Kulturschaffende, und - wenn ja - wie viele?
Quelle: PAD01©

B3, PAD01, NODE20

Analog, digital, hybrid, noch was ?

Festivals such(t)en digitale Kultur-Königsweg(e)

Kulturschaffende haben es in diesem Jahr nicht leicht. Erst hieß es: alles dicht! Dann: alle ins Netz! Und schließlich: alles auf Anfang! Wobei keiner so genau wusste, was Anfang so ganz meinte. Auf jeden Fall machten sich alle irgendwie auf die Suche nach dem Königsweg – durch die und im Idealfall vielleicht sogar aus der Krise. Besonders angepriesen wurden zwei Wege: der raus an die frische Luft und der rein ins Internet. War der erste den meisten noch irgendwie vertraut, erwies sich letzterer für viele Kulturschaffende doch schon wie eine von Jules Vernes Reisen in unbekannte Welten. Auf einer Konferenz dieser Tage (es war PAD01, um die es gleich noch geht) wurde schon zur Eröffnung schnell klar, dass Kulturschaffende und Digitalisierung noch viel mit zwei Welten zu tun hat. Auch wenn es außerhalb der Kultur schon hilfreiche Strukturen gäbe und man sich tatsächlich langsam anzunähern scheint.

B3, PAD01, NODE20 – So klingt im Herbst 2020 der Versuch, diese Welten einander näher zu bringen. Wenn Kulturschaffende bei den drei Namen nun aber vornehmlich Weltraum-Bahnhof verstehen, mag dies auch daran liegen, dass die drei Festivals, die gerade fast gleichzeitig im Rhein-Main-Gebiet stattfinden, es noch nicht recht geschafft haben, sich selbst ins Bewusstsein der Kulturschaffenden zu bringen. Und dass – wie gesagt – vielen Kulturschaffenden die Digitalisierung ohnehin noch ein Buch mit sieben Siegeln scheint. Oder vielleicht eher ein Mischpult mit sieben Hebeln? Gemein haben die drei mit den kryptischen Namen aber vor allem eines, das im Corona-Kultur-Jahr durchaus wichtig ist: Sie suchen alle drei nach Ausdruck und Wegen der Kultur im digitalen Zeitalter. Und zwar unabhängig davon, ob es um analogen Raum geht, in dem digitale Kultur stattfindet, oder um digitalen Raum, in den analoge Kultur corona-bedingt und corona-affin transferiert oder transformiert werden soll, oder um eine der derzeit in aller Munde befindlichen Hybrid-Formen. Und ob schließlich »hybrid« eine spannende Melange oder nur analog-digitales Nebeneinander ist. Zumindest die ersten beiden Festivals waren und sind tatsächlich auf dem Weg, eine Mitte zu finden und sich über Sinn und Zweck Gedanken zu machen. Teile dessen waren und sind teils noch immer im Netz nach- und mitverfolgbar (vor Ort waren die Plätze eher rar).

B3, PAD01, NODE20 haben mithin eben noch eines gemein: Sie finden global und vor allem online statt. Nicht nur zum Zusehen, auch zum Mitmachen. Dort in dieser digitalen Welt präsentieren, erforschen und diskutieren sie mehr oder minder neue digitale Kulturwelten. Zugegeben: Vieles ist noch Spielwiese. Aber manches auch schon zu erleben. »NODE20« (benannt nach einer Programmiersprache und der Jahreszahl) experimentierte vor allem mit zwei digitalen Räumen: einem realen TV-Studio, in dem viele Gäste digital präsent waren und die real-digitale (Kultur-) Zukunft und eine »Second Nature« hinterfragten, und einem Green House, das real und digital (in diesem Falle aber nicht gemeinsam) begehbar war und in dem man Fragen der Nachhaltigkeit nachgehen sollte. Betrachter*innen haben zumindest in ersterem einen Eindruck von digitaler Kultur-Zukunft erahnen können. »PAD01« (kurz für: »Performing Arts und Digitalität, die Erste«) steht für einen Versuch, Chancen, Risiken und vielleicht auch wertfrei Nebenwirkungen der Digitalisierung der bisher recht analogen Theater-, Tanz- und Performance-Welten auszuloten – mit zahlreichen online und offline aufgeführten Beispielen sowie ein paar diskursiven Elementen (die aber eher in der Theorie blieben). Die Bandbreite reichte vom fast konservativen Ensemble Ligna mit einem Mitmachhörspiel (das auch online noch abrufbar ist) bis zu Evelyn Hriberseks avantgardistischer »Eurydike Infected« (leider nicht abrufbar). »B3« (steht eigentlich nur für 3 B’s: Biennale (des) bewegten Bildes) schließlich, der Nachzügler, verspricht schon seit Jahren immer wieder, in die Zukunft des digitalisierten bewegten Bildes zu schauen und muss dies in diesem Jahr in der Tat selbst weitestgehend digital tun (unweigerlich denken wir an Probe und Exempel), verspricht aber dabei diesmal auch darüber zu sprechen, was diese Digitalisierung für Kultur und Gesellschaft bringt, vor allem eben unter Vorzeichen von Corona. Den eigenen Anspruch (Zitat: »seit 2013 bestimmt die B3 Biennale den genre- und länderübergreifenden Diskurs über Trends und Entwicklungen des bewegten Bildes«) hat man auf jeden Fall schon einmal hoch gesteckt. Schaut man allerdings vorab schon mal auf das Film- und Vortragsprogramm der B3, so kommt dies schon erstaunlich konservativ und nur begrenzt innovativ daher. Allerdings haben PAD und NODE die Messlatte auch recht hoch gelegt für die B3. Apropos B, PAD und NODE – Über eines sollten die drei Festivals doch mal nachdenken: über ihre kryptischen Namen. Ach so, eine erste Antwort gibt es auch bereits: den Königsweg gibt es nicht … (vss./sfo.).