Blick in die Kunsthalle Darmstadt (mit älterer Ausstellung)
Quelle: Kunsthalle Darmstadt©

Kultur im Lockdown

Allerlei Augenspaziergänge

Geplante und ungeplante Schaufenster-Ausstellungen

Die Kunsthalle Darmstadt hätte derzeit gute Chancen, so etwas wie Museum oder Ausstellungshalle des Monats zu werden. Mit riesigen Fensterfronten liegt das Entrée der Kunsthalle mitten in der Stadt. Durch die großen Schau-Fenster blickt man auf die sechs Leinwände des Japaners Takeshi Makishima, auf denen unverkennbar blau dominiert – das Blau des Wassers oder des Himmels, ganz nach Belieben. Darauf große und kleine Motive von Männern mit Regenschirmen oder Meeresschnecken – Bilder, die man sich erst einmal sortieren muss. »Philosophische Augenspaziergänge« nennt man in der Kunsthalle die Werke von Makishima. Auch ein guter Name für das Vorbeiflanieren an den Schaufenstern in diesen Lockdown-Tagen im November.

»Augenspaziergänge« – kein schlechter Titel für das, was in diesem Monat vielleicht vielerorts das Mass der (Kunst-) Dinge sein könnte. Tatsächliche Schaufenster für solche »Augenspaziergänge« gibt es auch im Frankfurter Gallus. Dort liegt im »hinteren Gallus« die Hellerhof-Siedlung, ein weitläufiges Ensemble der Neue-Frankfurt-Zeit aus den letzten 20er Jahren. Damals, als man noch kleine Ladenlokale in die Erdgeschosse von Mietssiedlungen einplante. Vor gut einem halben Jahrzehnt sind dort Künstler*innen eingezogen, nachdem die Ladenlokale leer standen. »WestAteliers« nennt sich dieses gute halbe Dutzend Ateliers von Maler*innen, Zeichner*innen oder Fotograf*innen. Und da Ladenlokale schon qua Funktion Schaufenster haben, finden dort in diesem Herbst bereits die zweiten Schaufenster-Ausstellungen und -Rundgänge des Jahres statt. Diesmal ganz bewusst als Option in Corona- und Lockdown-Zeiten. In der ersten Woche konnte man noch in die Ateliers hineinspazieren, mit Künstler*innen plauschen und auch gleich Kunst mitnehmen (nach Bezahlung, versteht sich). Für die letzten Tage der Aktion steht jetzt wahrscheinlich Außer-Haus-Verkauf an der Ladentür an. Für künftige Augen-Spaziergänge zu Hause. Im Gegensatz zur Kunsthalle ändert sich übrigens in den WestAteliers auch immer mal etwas an der »Auslage«. Einer der Räume wurde zwischenzeitlich komplett von einer Gruppe übernommen. Eine Idee, die vielleicht auch für die Kunsthalle apart wäre. »Wechselausstellung« nennt man das wohl im klassischen Jargon. Bestände hätte das Haus in seinem Inneren angesichts des Lockdown wohl genug … (vss.).