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Hoffnung auf den Sommer mit großen und kleinen Bühnen - nicht nur für einen Tag
Quelle: Moritz Bernoully©

Impulse für Kultur [1]

Gemeinsam draußen!

Gastkommentar von Angela Dorn

Wenn es in diesem Jahr einen halbwegs sicheren Ort für Kultur gibt, dann draußen. Das hat auch Hessens Kulturministerin Angela Dorn erkannt – und mit dem Programm »Ins Freie!« zehn Millionen Euro ausgelobt. Der Clou: Extra-Geld gibt es für Macher*innen, die ihre Festival- oder Konzertbühnen auch anderen Kulturschaffenden öffnen. Gelder können bereits jetzt beantragt werden. Mit Dorns Kommentar »Gemeinsam draußen!« startet Urban shorts die Reihe »Impulse für Kultur« über Ideen, Projekte und Konzepte im zweiten Corona-Jahr. 

Auch wenn es noch nicht ganz so aussieht: Es gibt sie, die ersten Lichtblicke in der corona-bedingten Düsternis. Impffortschritte und erste Teststrategien lassen immerhin leise auf einen Sommer hoffen, in dem wir nicht mehr nur vor dem Bildschirm Kunst und Kultur genießen, sondern auch »in echt«. Es wäre so nötig. Aber noch ist die Hoffnung zerbrechlich, denn zugleich bereiten ansteckende Virusvarianten Sorgen. Wir wissen einfach nicht, wie viel Konzert, Tanz und Theater auf den Bühnen, wie viel Kino auf den Leinwänden Hessens im Rahmen eines verantwortlichen Umgangs mit der Pandemie möglich sein werden – so sehr wir alle uns das wünschen, und so sehr gerade die Veranstalterinnen und Veranstalter, die Künstlerinnen und Künstler eine klare Perspektive bräuchten.

Weil es die aber nicht geben kann, setzen wir mehr als je zuvor auf einen Dreiklang. Je nach Lage – wenn auch sicher nicht so üppig wie gewohnt – können, wenn die dritte Welle überwunden ist, Kunst und Kultur auch in Innenräumen wieder möglich werden; unter Hygieneauflagen natürlich, zum Beispiel mit Tests und Mindestabständen. Sowohl der Bund als auch wir in Hessen wollen die Spielstätten dabei unterstützen, dass es sich für sie rechnet, auch für ein kleineres Publikum zu öffnen. Es wird zweitens weiter digitale Formate geben (müssen), zum Beispiel für alle, die etwa aufgrund einer Vorerkrankung besonders vorsichtig sein müssen oder die schlicht lieber einer für den Bildschirm konzipierten Aufführung folgen, als in einem halb leeren Saal zu sitzen. Neues Herzstück aber kann dieses Jahr am ehesten Kunst und Kultur unter freiem Himmel sein, dem wohl sichersten Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen können. Wir haben deshalb in Hessen das Programm »Ins Freie!« mit einem Volumen von zehn Millionen Euro aufgelegt, das Veranstalterinnen und Veranstalter dabei unterstützt, neue Open-Air-Bühnen zu schaffen, bestehende Angebote zu erweitern sowie pandemie-kompatible Pop-Up-Spielstätten aufzustellen. Ein besonderes Ziel ist Kooperation, so dass sich etwa eine ohnehin geplante Festival-Bühne für zusätzliche Gruppen und Initiativen öffnet. Warum nicht nach fünf Konzerten noch Platz für ein Lesefestival? Dafür wäre es großartig, wenn wir alle gemeinsam diesen Sommer als eine besondere Zeit wahrnehmen – und daran mitarbeiten. Wenn Konkurrenz und Wettbewerb unter Veranstaltenden zurücktreten hinter dem Wunsch, möglichst viel Kunst und Kultur unter freiem Himmel zu ermöglichen. Wenn Anwohnerinnen und Anwohner es als Bereicherung und nicht als Lärmimmission erleben, wenn in ihrer Nachbarschaft Musik erklingt. Wenn Genehmigungsbehörden ihre Ermessensspielräume für die Kunst nutzen. Damit wir alle zusammen einen kulturell reichen und bereichernden Sommer feiern können.​