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Gerade noch machte in Wiesbaden ein Ost-Kultur-Kiosk mit kulturellen Marktschreierinnen von sich reden. Doch auch weniger auffällig gibt es dort kleine temporäre Orte der Kultur.
Quelle: Deutsches Filmmuseum©

Kleine Kultur-Dates [6]

Gegen den Leerstand kuratiert

Kleiner Wiesbadener Schaufensterbummel

Saalgasse, Ecke Nerostraße – unser Spaziergang beginnt in einer der Straßenzüge, die als sogenanntes »Bermudadreieck« in den 80er-Jahren ihren Höhepunkt erlebten und für ihr Nachtleben weit über Wiesbadens Stadtgrenzen hinaus bekannt waren. Heute ist das kaum noch vorstellbar. Und obwohl man sich in Wiesbaden nach neuen Ausgehmöglichkeiten sehnt, hat das Bermudadreieck in der letzten Dekade einen Imagewechsel zu einer der quirligsten Ecken der Stadt erlebt, in der man längst ebenso gerne seine Zeit verbringt. Anstatt Bars, Clubs und Kneipen reihen sich jetzt Cafés neben Yogastudio, Kaffeerösterei und kleine Boutiquen. Unter dem Namen »Projekt KunstRaum« bespielt hier seit Kurzem die Künstlerin Angela Cremer ein kleines Ladengeschäft in der Saalgasse. Zentral im Schaufenster präsentiert sie jede Woche ein anderes Kunstwerk der von ihr kuratierten Gruppenausstellung regionaler Kunstschaffenden, die noch bis zum 2. Mai von der Straße aus zu sehen ist. Bis Ende Juli folgen im monatlichen Wechsel weitere Ausstellungen, die dann mit einer Auktion der ausgestellten Werke endet. Interesse an den Arbeiten kann bereits vorher auf einer Postkarte vermerkt werden. Die Karten liegen vor dem Ladenlokal zum Mitnehmen bereit.

Der Spaziergang führt uns weiter Richtung Wiesbadener Innenstadt und quer durch die Fußgängerzone. Hier ist das Bild vom Leerstand weitaus prekärer und so freut man sich bereits in der Faulbrunnenstraße auf ein weiteres künstlerisches Highlight. Die Schaufenstergalerie »Kunstraum Wiesbaden« war bereits vor der Zeit des großen C aktiv und die sorgsam kuratierten Einzelausstellungen stießen von Beginn auf großen Anklang. Die mehr als gelungene Zwischennutzung wird von einer Initiative aus den Galerien in Wiesbaden gemeinsam organisiert. Zur Galerienlandschaft hat sich zu Beginn letzten Jahres auch Rouven Heine mit einer Pop-up-Galerie gesellt. Zuerst in der Burgstraße, hat er nun einen idealen, wenn auch temporären Standort auf Wiesbadens berühmter »Rue«, der Wilhelmstraße, mit einer mehr als ausladenden Schaufensterfläche gefunden. Auch diese Galerie ist zwar zurzeit geschlossen, die aktuellen Arbeiten von Pietro Conti lassen sich so jedoch mit bester Sicht von draußen beobachten. Kunst in Zeiten des großen C eben …  (mz.).  ​