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»Laster der Nacht« - Nicht immer ist der Ort die Attraktion
Quelle: Centralstation©

Kultur-Dates | Open Air-Kino

Viele Filme auf freien Flächen

Open Air-Kino an ungewöhnlichen Orten

Noch aktuell: Sommerkino im Altwerk (Rüsselsheim) + Bilderwerfer Wiesbaden + Hafen 2 Offenbach  

»Kino an ungewöhnlichen Orten« – so hieß vor vielen Jahren mal eine sehr beliebte sommerliche Reihe des Frankfurter Filmmuseums. Vom Zoo über die oberen Etagen des Messeturms bis zu alten Industriegebäuden wurden viele Orte mit meist genrenahen Filmen bespielt. In gewisser Weise hat das Lichter Filmfest vor einigen Jahren diese Idee aufgenommen. Seither bespielt die umtriebige Crew von Frankfurts größtem Filmfestival jährlich zumindest einen ziemlich ungewöhnlichen Ort. Seit dem letzten Jahr ist das alte und dem Verfall preisgegebene Frankfurter Polizeipräsidium dieser Ort. Im Innenhof des schmucklosen Verwaltungsgebäudes vergangener Zeiten schaut man schon vor dem Film auf kinoreife Kulissen, blickt Orwell-artig in tote und nicht selten zerborstene Fensterscheiben oder auf spärliches Grün, das aus Fenstern und Fugen wuchert, inklusive einem weihnachtsbaumartigen Gebilde im obersten Stockwerk – immer im Blick über der großen Leinwand.

»Freiluftkino Frankfurt« nennt sich das Programm am einen ungewöhnlichen Ort und bespielt hier den ganzen Sommer mit den so lange vermissten Kino-Filmen dieses und des letzten Jahres. Kino eignet sich überhaupt sehr gut, in diesem Sommer draußen Kultur zu genießen. Neben dem Frankfurter Freiluftkino sind in der Region denn auch wieder viele Klassiker mit im Programm – und andere ungewöhnliche Orte. Und fast jede Stadt hat dabei mittlerweile ihren eigenen Ort. In Rüsselsheim bespielt die Lichter Crew ihren eigenen Ableger »Sommerkino im Altwerk« in den alten Opelwerken. In Wiesbaden gastieren erneut die »Bilderwerfer« mit ihrer Großleinwand auf den weitläufigen Wiesen der Reisinger Anlagen vor dem Hauptbahnhof. Das kultigste Kurzfilmfestival der Region, das »Filmfest Weiterstadt«, bespielt auch dieses Jahr wieder seine Waldlichtung bei Darmstadt (besonderer Service: der nächtliche Busshuttle nach Darmstadt zurück). In Offenbach wird die Leinwand jedes Wochenende wie immer direkt am Main im Kulturbiotop »Hafen 2« aufgebaut. Mainz schließlich hat seinen »Filmsommer« nun fest vor der Kulturei an der Zitadelle hoch über der Stadt etabliert und als Rahmen nicht nur den Blick über die alte Domstadt, sondern auch DJ-Sets und Ausstellungen hinzugefügt. Und an manchen Orten gibt es sogar mehr als ein Open Air-Kino. In Frankfurt etwa kann man in diesem Sommer auch wieder Kino auf dem Dach des Hauses am Dom sehen – mithin das zweite Festival seiner Art mit Blick auf einen Dom. »Abgefahren« im mehrfachen Sinn war in diesem Sommer aber das vielleicht ungewöhnlichste Open Air-Kino in der Region: ein alter Feuerwehr-Lkw, der selbst als Leinwand fungierte und mit einem Programm »Laster der Nacht« mit Stummfilmen und Musikbegleitung durch die Region wanderte. Wobei Wandern natürlich nicht ganz das richtige Wort ist. Es sei denn, das Publikum würde die wechselnden Orte für eine eigene Wandertour hinter dem Lkw her nutzen. Das wird allerdings eine weite Tour: der »Laster der Nacht« ist für dieses Jahr bereits abgefahren und hat Hessen Richtung Nord- und Ostdeutschland verlassen … (vss.).