Nachgeschaut | she*

Selbstverständlich weiblich

16 Fotografinnen zeigen ihre (An-) Sichten

Ist es weiblich, wenn Frauen ihren Körper durch Bodybuilding stählen? Wer bestimmt, was Schönheit ist? Ist das Frausein bloß reduziert auf das angeborene Geschlecht? Der gesellschaftliche Diskurs zum Bild der Frau und ihrer Rolle ist komplex, die Sichtweisen hierauf meist klischeebehaftet. Doch was macht das Weibliche eigentlich aus? Dieser Frage sind 16 Fotografinnen aus Frankfurt und der Region nachgegangen. In der Ausstellung »She*« haben sie mit ganz unterschiedlichen Ansätzen ihre ganz individuelle(n) Perspektive(n) auf das Thema sichtbar gemacht. Urban shorts wirft einen kurzen Blick auf sechs dieser Positionen. Außerdem sind in der Gruppenausstellung des Female Photoclub Frankfurt Rhein-Main noch Lena Bils, Farideh Diehl, Linda Deutsch, Jasmin Dories, Alexandra Lechner, Anna Logue, Ricarda Piotrowski, Sonja So Yung Schwarz, Alexandra Vosding und Angelika Zinzow zu sehen.

Frauen sehen sich oft der Kritik an ihrem Körper ausgesetzt, wenn dieser nicht den gesellschaftlichen Erwartungshaltungen entspricht: schlank mit idealen Maßen, die vor allem bestimmt werden durch äußere Einflüsse wie in Hochglanzmagazinen und sozialen Medien. Nathalie Zimmermann fragt in ihrem Projekt, wann der perfekt geformte Körper eigentlich zum Schönheitsideal geworden sei, stellt in ihrem Beitrag starke Frauen mit ihren Rundungen in den Mittelpunkt und plädiert für eine vielfältige Wahrnehmung von weiblicher Schönheit. Katrin Binner porträtiert Frauen, die Bodybuilding betreiben, einen durchtrainierten Körper haben und dennoch damit anecken, weil sie ihre Muskeln zur Schau stellen. Muskeln, die für viele nicht mit dem Körper einer Frau in Verbindung gebracht werden. Binner wählt unterschiedliche Perspektiven, porträtiert die Frauen, setzt mit ihrer Kamera aber auch einzelne Körperteile in Szene. »Wer wir sind«, so die Fotografin, »das bestimmt auch unser Körper und somit die physische Manifestation unseres Selbst«.

Yvonne Jung hingegen sieht bereits eine Veränderung in der Vorstellung von Weiblichkeit und festgelegten Schönheitsidealen hin zu einer individuellen Wahrnehmung. Sie fokussiert in ihrer Fotoreihe Weiblichkeit und Schönheit, die ihren Ursprung nicht im Perfekten, sondern gerade im Unperfekten haben. Szenenwechsel: Eine junge Frau in einem sommerlichen Kleid, eingerahmt von einem alten mächtigen Baum, blickt verträumt in die Ferne. Diese Fotografie von Sinah Osner mutet romantisch an. »und sie sagt« heißt ihre Serie, in der sie dieses Figurative aber mit abstrakten Motiven in eine Reihe stellt. Es sei die Geschichte einer Frau als Porträt und die vieler Frauen als Abstraktion. Beides tritt bei ihr in einen Dialog miteinander. Wer sind wir jenseits unserer Erscheinungsform, fragt Stefanie Kösling. Der Fokus ihrer Serie »Gesichter – Porträts in Schwarz-Weiß« liegt auf dem Versuch, das Übergreifende sichtbar zu machen. Das, was losgelöst vom individuellen Erscheinungsbild in jedem Menschen ruht: das Gefühl. Für die Umsetzung verzichtete sie auf Details, Gesichter treten aus einem schwarzen Hintergrund heraus und gehen teils ineinander über, Grenzen verwischen. Fröhlich und befreit schauen dagegen die von Salome Roessler porträtierten Frauen den Betrachter an, die Hände selbstbewusst an die Hüften gelegt oder vor dem Körper verschränkt, immer aber offen in die Kamera blickend. »Schattentanz« ist der Titel der Fotografie, auf der Roessler die Porträtierten im Stil der Pop-Art auf monochromen, farblich unterschiedlich gestalteten Hintergründen wiedergibt. Frauen würden häufig hinter ihre eigenen Ambitionen zurücktreten und schätzten ihre eigene Leistung zu gering ein, beschreibt Roessler ihre Eindrücke. Und fügt hinzu: »Um dann doch dem Tanz der Macht nach dem Takt des Mannes aus der zweiten Reihe zuzusehen« (red.).