Urban Artists | Günther Bauer

Schule(n) der Pandemie

Fotografisch begleitetes Home-Schooling

In regelmäßigen Abständen erheben sich die Wasserfontainen auf dem Frankfurter Rathenauplatz. Menschen haben auf den Sitzbänken Platz genommen und genießen die Sonnenstrahlen. Sie schauen auf die großen Fotografien, montiert auf mehreren Meter hohen Metallstelen. Ein ungewohntes Bild, ebenso wie das Thema der Fotos: der Schulalltag seit dem Ende des ersten Lockdowns 2020. Aufgenommen wurden die Bilder von Günther Bauer. Der seit Mitte der 80er Jahre in Frankfurt lebende Fotograf nennt sein Projekt »Wir vermissen euch! – Neustart an Frankfurter Schulen«. Im wahrsten Wortsinn ein Langzeitprojekt, für das er in den vergangenen Monaten Einblicke an sieben Lehreinrichtungen in der Stadt bekam. Die Schulporträts in Zeiten der Pandemie: Ein Zeitzeugnis – immer wieder schwankend zwischen Alltag und unfreiwilliger Komik. Und eine Referenz, wie unerlässlich es ist, flexibel und kreativ auf jede Veränderung reagieren zu können.

Bauer hat vieles gesehen und festgehalten. Da sind die Abiturient*innen der Helmholtzschule im Ostend; bereits der zweite Jahrgang, der unter erschwerten Umständen den Abschluss gemacht hat, und dennoch nicht auf eine Abi-Feier verzichten wollte. Die Dimensionen sind jedoch größer als in Vor-Corona-Zeiten – gefeiert wurde im Stadion. Bauer hat diesen Moment festgehalten. Ihm sei aufgefallen, dass die Lehrer viele Dinge für ihre Schüler möglich gemacht haben, um ihnen möglichst viel Normalität zurückzugeben. Mit dem Projekt angefangen hatte er an der Anne-Frank-Schule am Dornbusch, weitere Einrichtungen schlossen sich der Idee an, als er auf sie zugekommen sei. Bauer protokollierte Szenen des Alltags im Home-Schooling, das Lernen am Laptop, das Maskentragen im Unterricht, die Absperrbänder, die Wege in den Gebäuden vorgaben. In der Fotoserie treffen sich Dokumentation mit künstlerischem Anspruch. Gezeigt wird die Ausstellung am Rathenauplatz, weitere Fotos sind auf den Höfen von sechs der sieben Schulen ausgestellt – als Transparente oder auf Paletten befestigt. Ende September soll eine Publikation erscheinen, die neben den Fotografien auch Gedanken und Zeichnungen der Schüler enthält. Kooperationspartner ist Heussenstamm. Raum für Kunst und Stadt. Wer die Ausstellungen auf den Schulhöfen sehen möchte, wird gebeten, sich zuvor in den Sekretariaten der beteiligten Schulen anzumelden (alf.).