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Aus dem Buchcover
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Buchmesse | Vorgelesen [4]

Bundesrepublikanische Parallelgesellschaften

Jakob Hoffmann über Matthias Lehmanns »Parallel«

Deutschland, 1980er Jahre. Karl geht in Rente. Er versucht, seiner Tochter, die er seit acht Jahren nicht gesehen hat, einen Brief zu schreiben. Damit setzt ein schmerzhafter Blick auf sein Leben ein, ein Doppelleben. Karl ist schwul. Im Nachkriegsdeutschland stand Homosexualität unter Strafe und wurde moralisch sowieso geächtet. Der Leipziger Zeichner Matthias Lehmann erzählt eindringlich und mit superbem Strich das Leben eines Mannes, der seine Bedürfnisse nie öffentlich gemacht hatte. »Parallel«, so der Titel, ist eine beeindruckende Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte, die noch gar nicht so weit zurückliegt. Sie zeigt, wie viel sich in unserer Gesellschaft hin zu mehr Akzeptanz von Homosexualität inzwischen getan hat. Auch wenn, wie aktuelle Studien zeigen, sich diese Haltung noch längst nicht überall durchgesetzt hat. Lehmanns Comic ist deswegen nicht nur eine eindrückliche, zeichnerisch brillant umgesetzte Erzählung, es ist ein einfach wichtiges Buch. Lehmann selbst stellt dieses Buch am Samstagnachmittag im Rahmen der Comic-Strecke von Open Books in der Frankfurter Ausstellungshalle 1 a vor.