©
Aus dem Buchcover
Quelle: Aufbau Verlag©

Buchmesse | Vorgelesen [3]

Die Frau und die Hündin

Marcella Melien über Pilar Quintanas »Hündin«

Es gibt Bücher, die sich schnell lesen lassen und eine scheinbar einfache Geschichte erzählen – und die doch gleichzeitig eine Welt eröffnen und Einblick in einen Menschen geben können. So ein Buch ist der Roman »Hündin« von Pilar Quintana. Er erzählt von Damaris, einer Frau um die 40, die in ärmlichen Verhältnissen an der Pazifikküste Kolumbiens lebt, in einer Hütte zwischen Strand und Urwald. Ihr Leben ist geprägt von Schuldgefühlen, wegen derer sie das verlassene Sommerhaus reicher Städter putzt, und von der Scham darüber, keine Kinder bekommen zu können. Zu Beginn des Romans schenkt eine Nachbarin Damaris einen Welpen, den sie liebevoll zur Hündin großzieht. Mit einer sehr reduzierten, verdichteten Sprache führt Pilar Quintana uns den Schauplatz vor Augen. Zugleich folgen wir Damaris in die Abgründe, in die sie die Beziehung zur Hündin führt. Durch das distanzierte Erzählen gelingt es der Autorin, dass wir die Protagonistin nicht etwa mitleidig betrachten, sondern als eine selbst handelnde Figur ernstnehmen. Pilar Quintana erhält für diesen Roman den diesjährigen LiBeratur-Preis von Litprom in der Villa 102 in Frankfurt.