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Vorlagen für Webseiten und Ausstellungen - Man kann kaum sagen, dass Frankfurt sich nicht müht, Menschen die Idee vom Miteinander auf den Straßen der Stadt nahe zu bringen
Quelle: Stadt Frankfurt©

Frankfurt | Mobiles Miteinander

Mehr Leben auf der Straße

Für Läden, Gastro, Autos, Räder, Menschen

Wer über Orte für Menschen nachsinnt, denkt kaum zuerst an Straßen. Weltweit aber formen Städte ihre asphaltierten »Lebensadern« zu neuen Orten des Lebens und des Miteinanders. In Frankfurt ist der Oeder Weg Vorzeigemeile beim Versuch, künftig Läden, Gastronomie, Autos, Räder und vor allem die Menschen mehr zum Miteinander zu bringen. Noch pflegen aber viele ihre Vor-Urteile … 

»Fahrrad-Anarchie« – Bei dem Begriff muss Katharina Knacker, Stadtverordnete und im Ausschuss für Mobilität und Smart-City, schmunzeln. Er fällt immer wieder in Gesprächen über den Umbau des Oeder Weges. Die Rede ist dann schnell von »Lobbypolitik«. Von »unachtsamen, alle Verkehrsregeln missachtenden Radfahrern«. Von finanzieller Not des Einzelhandels durch vertriebene Kunden, die normalerweise mit ihren Autos herkommen. »Da pflegt jeder und jede so ihre Vorurteile«, sagt Knacker. Der Entwicklungsplan des Oeder Weges ziele aber vielmehr auf ein Miteinander, auf eine Verbesserung des Verkehrs als auch des Zugangs zu Außengastronomie und Einzelhandel. Letzteres, indem Sommergärten und breitere Gehwege die Menschen motivieren sollen, zu Fuß durch die Straßen zu gehen. Andere Städte wie Stockholm haben damit bereits gute Erfahrungen gemacht. Dortige »Sommerstraßen« funktionieren sogar ohne Autos. Sie weiten sich sogar von Jahr zu Jahr aus – und zwar auf Wunsch von Anwohner*innen, aber auch Laden- und Gastronomie-Betreiber*innen.

Frankfurts neue Verkehrspolitik rund um elf neue Fahrradstraßen hat in der Tat zwei Seiten. Es gehe um Zusammenleben und um Fahrradfreundlichkeit. Miteinander statt gegeneinander. Das beginnt bei den Verkehrsteilnehmer*innen: Alle sollen gleichberechtigt sein. Busse, Autofahrer*innen, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen – für sie setzt die Stadt auf einen »Multifunktionsstreifen«, der alle Verkehrsteilnehmer*innen beachtet und mehr Möglichkeiten für einen sicheren Verkehr schafft. Auch wenn die nun großen roten Flächen manchen und manche erst mal verwirren – viele davon aber auch gerade dadurch vorsichtiger und rücksichtsvoller fahren lassen. Doch das neue Bild schafft auch ein anderes entspanntes Ambiente. Ein buntes Farbenspiel – das Auge lebt bekanntlich mit. Mehr Grünelemente, darunter auch mehr Baumkübel zur Abgrenzung der Außengastronomie, die neuen Fahrradwege in Rot, ein sicherer Verkehr durch breitere Fahrbahnen. An den Seiten der Gehwege gibt es mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Neben diesen befinden sich Lieferzonen und außerdem noch immer auch ein paar Auto-Parkplätze. Insgesamt soll der Oeder Weg breiter werden. Oder zumindest breiter wirken. Breit genug, dass rechts und links neben spazierenden Fußgängern zwischen den bunten Sommergärten Platz für den Verkehr von Radfahrer*innen und Autos bleibt und alle Verkehrsteilnehmer sicher ihren Weg durch die zentral gelegene Straße finden. Aber vor allem: dass sie alle auch verweilen können in dieser Straße. Die Philosophie: mehr Mensch, mehr Leben. Allerdings soll das neue Konzept natürlich auch zum Radeln motivieren. Denn allen Worten zum Trotz liegt da in Frankfurt durchaus auch noch einiges im Argen. Der Fahrrad-Monitor 2021, eine Umfrage, die das Sinus-Institut für Markt- und Sozialforschung für das Verkehrsministerium durchgeführt hatte, zeigt nämlich, dass im vergangenen Jahr nur noch 59 Prozent der Hess*innen ihr Rad regelmäßig benutzten, während dieser Wert im Jahre 2019 noch bei 68 Prozent lag. Im bundesweiten Fahrradklima-Test 2020 erzielte Frankfurt zuvor mit einer Note von 3,72 auch nur einen eher mittelmäßigen Wert. Allerdings bekommt die Stadt zusammen mit Wiesbaden den Titel als »bester Aufholer« in ihrer Kategorie. Deshalb gut zu wissen, dass das Leben in der Straße nur ein Teil der Philosophie und der Oeder Weg keine »Insel« ist. Das Modell ist Teil eines großen sicheren Radstraßennetzwerks, das mehr denn je auch die umliegenden Straßen verknüpft und sich mit den zehn anderen Fahrradstraßen verbindet. Sodass man ein Auto eigentlich auch gar nicht mehr unbedingt braucht, um in Frankfurt von einem Ort zum anderen zu kommen … (luc.).