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Aufgeräumt am Straßenrand - ein zunehmend seltenes Bild nicht nur in skandinavischen Städten
Quelle: Sebleouf • CC BY-SA 4.0 (s.u.)©

Blaupause | Kopenhagen & Co.

Rollback für E-Roller

Skandinavische Städte räumen auf

In Skandinaviens Städten ist das große Aufräumen angesagt. Oslo, Stockholm und Kopenhagen haben in diesem Jahr die E-Roller in ihren Städten merklich reglementiert und in einem Fall sogar praktisch komplett aus der Innenstadt verbannt. Den Anfang machte bereits Anfang des Jahres Dänemarks Kapitale Kopenhagen. Nachdem dort der Wildwuchs herumliegender Roller und zugleich die Zahl bedenklicher Verkehrsunfälle mit noch nicht herumliegenden Exemplaren immer mehr zunahm, verbot die Stadtregierung Anfang des Jahres das Parken und auch das bloße Abstellen von Rollern in der Stadt kurzerhand. Das Ergebnis: Nur Besitzer*innen eigener E-Roller sind zuweilen noch auf den Straßen zu sehen. Die weit verbreiteten Fun-Trittbrettfahrer*innen hingegen sind praktisch aus dem Stadtbild verschwunden – und mit ihnen de facto eigentlich auch die Roller.

Nicht ganz so radikal waren in diesem Sommer die beiden anderen nordischen Kapitalen Oslo und Stockholm. Stockholm verordnete den Betreiberfirmen für jedes ihrer Vehikel eine Art polizeiliches Führungszeugnis – für eine jährliche Gebühr von 140 Euro pro Stück. Ergebnis: Auch in Schwedens Hauptstadt ging die Zahl der Roller merklich zurück. Als letzte der drei zieht in diesen Tagen Oslo nach. Dessen eher linke Stadtregierung verordnete eine radikale »Diät« und eine Art »Nachtflug-«, pardon: »Nachtfahrverbot«. Erlaubt sind in Oslo ab Mitte September nur noch 8.000 Roller insgesamt (bisher waren es bis zu 30.000), die noch dazu gleichmäßig über die Stadt verteilt und stets in einwandfreiem Zustand sein müssen. Und die außerdem mit einer Art nächtlicher Wegfahrsperre versehen sein müssen, da insbesondere zwischen elf Uhr abends und fünf Uhr morgens die Zahl der Scooter-Unfälle rapide zugenommen hatte. Rund die Hälfte aller Unfälle geschah in dieser Zeit. Und die meisten der Fahrer*innen waren betrunken. Insgesamt verletzten sich allein im Monat Juli rund 400 Menschen bei Unfällen mit E-Scootern. Über Oslos Rollback-Maßnahmen entscheiden dieser Tage allerdings noch die Gerichte. Die Betreiberfirmen sehen sich in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeschränkt. Die Stadtregierung sieht hingegen eher nicht rollerfahrende Bürger*innen zunehmend in ihren Freiheiten und immer öfter auch in ihrer Unversehrtheit eingeschränkt. Vielleicht sollte man da und dort auch noch mal über polizeiliche Führungszeugnisse für Fahrer*innen nachdenken. Und das wahrscheinlich längst nicht nur in Skandinavien … (sfo.).

Hinweis: Das Foto von Sebleouf steht unter folgender Creative Commons-Lizenz: CC-BY-SA-4.0 (engl. Version, andere Sprachen am Ende der Lizenzen)