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Könnten Autobahnen mehr, als nur Autos von A nach B bringen?
Quelle: BMVI / Austrian Institute of Technology©

Blaupause | Neue Energie

Strom von der Straße

Autobahnen als Energielieferanten

Manchmal gibt es wunderbare Wortspiele. »DACH« etwa ist eine gängige Abkürzung für die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz, nach ihren Autokennzeichen benannt. Mit »DACH» könnte man aber ebenso ein Forschungsprojekt der drei Länder überschreiben, bei dem es auch um Dächer und um Autos geht. Genauer: um die Überdachung von Autobahnen mit Solardächern, die ihren Strom in umliegende Netze einspeisen und die Länder unabhängiger von anderen Energiequellen machen könnten. Derzeit entsteht an der süddeutschen A 81 bei Hegau ein Versuchsdach, an dessen Bau und Erforschung das deutsche Fraunhofer Institut und das Austria Institute of Technology beteiligt sind. Die Idee hat Charme. Den Millionen Autos in diesen drei Ländern »verdankt« man auch ein im wahrsten Wortsinn flächendeckendes Netz an Autobahnen, die bisher einzig mit viel versiegelter Fläche das Fortkommen von Fahrzeugen beförderten (wenn sie nicht gerade als Staustandflächen dienten). Allein in Deutschland handelt es sich dabei um 13.000 Kilometer grauer Asphaltflächen. Verschiedenen Berechnungen zufolge könnten diese durchs ganze Land meandernden Pisten mit bis zu 333 Quadratkilometern Solardach überspannt werden und rund ein Drittel des Strombedarfs deutscher Privathaushalte decken.

Verschiedene Forschungsprojekte wie das in Süddeutschland versuchen nun herauszufinden, ob diese Mehrfachnutzung der Asphaltstrecken praktikabel und auch rentabel ist. So ist beispielsweise die Unfallgefahr zu klären. Oder die Frage der Schneeräumung auf den Dächern. Und Geld kosten die Anlagen natürlich auch. Der »Spiegel« hatte vor einem Jahr einmal die Kosten für ein solches Überdachungsprojekt auf rund 100 Mrd. Euro in Deutschland geschätzt. Allerdings weisen Befürworter auch auf Vorteile hin. So könnten die Straßen selbst durch die Dächer besser geschützt sein und Ausbesserungen seltener werden. Einschränkungen hätten Autofahrer*innen kaum, da für diese Pläne nur Solarpanels erwogen würden, die lichtdurchlässig wären. Solardächer sind übrigens nicht die einzige Idee, mit der in DACH-Ländern derzeit rund um Autobahnen experimentiert wird. In der Schweiz möchte man in Zukunft verstärkt Lärmschutzwände als Standorte für Solarpanels nutzen. Allerdings sind dort die Prognosen bisher nicht ganz so optimistisch, geht man doch eher von einem Ertrag von lediglich 0,1 Prozent für das eidgenössische Stromnetz aus. Und außerdem scheinen längst nicht alle Lärmschutzwände geeignet. Allerdings gibt es in der Schweiz auch nur gut 500 Kilometer solcher Wände an den Nationalstraßen. Offenbar sind Solardächer und die 13.000 deutschen Autobahn-Kilometer hier erheblich ergiebiger … (sfo.).