©
---
Quelle: GoEast©

Das Festival | GoEast

Bittere Ironien des Schicksals

Festival des mittel- und osteuropäischen Films

In »normalen Jahren« – wann auch immer es die mal wieder geben wird – ist das Frühjahr die Zeit der großen regionalen Filmfestivals. Und in diesen Jahren gab es unter diesen Festivals stets eine fast eherne Reihenfolge: Lichter, GoEast, Nippon Connection. Nur 2022 ist es anders. Und auch wenn der Grund Corona war, wirkt es fast wie eine Laune der Weltgeschichte, dass in diesem Jahr GoEast den Auftakt macht. GoEast, das Festival des mittel- und osteuropäischen Films, also. Schon in jenen »normalen Jahren« ist es ein überaus politisches Festival, ein Forum für Politik, Kultur und natürlich Film Osteuropas. In diesem Jahr gilt dies naturgemäß noch einmal ganz besonders. In diesem Jahr fächert GoEast einmal mehr die ganze Spannbreite Ost- und Mitteleuropas im Film und in Debatten auf. In diesem Jahr steht bei GoEast aber unweigerlich in Diskussions-, Film- und VR-Schwerpunkten der Krieg, die Ukraine und deren Filmschaffen im Fokus. Aus dem selbigen herauskatapultiert hat sich das russische Filmschaffen, zumindest das offizielle. Bis auf wenige Ausnahmen verzichtet das Festival auf russische Filme. Einige unabhängige Filmschaffende haben sogar von sich aus zurückgezogen – für ihre ukrainischen Kolleg*innen. Doch auch ohne viele Russinnen und Russen ist es ein hochpolitisches und kontroverses Festival werden. Rund 200 Filmemacher*innen aus Ost- und Mitteleuropa sind in Wiesbaden. Und sprechen sicher nicht nur über ihre Filme. Der Krieg, er ist quasi Teil des Festivals geworden. Trauriger Höhepunkt ist am Sonntag eine Matinee mit dem Film »Mariupolis« sein. Gedreht 2016 vom litauischen Filmemacher Mantas Kvedaravičius. Gedreht im Osten der Ukraine, in der eigentlich bereits seit 2014 Krieg herrscht. Gedreht in einer Stadt, die es eigentlich schon gar nicht mehr richtig gibt. Gedreht von einem Mann, der dieser Tage nach Mariupol zurückkehrte, um seinen Film weiterzudrehen. Und der dabei von russischen Soldaten getötet wurde …  (vss.).