Levent Kunt sitzt an seinem Laptop im Atelier und arbeitet. Hochkonzentriert sitzt er da an einer Idee für einen Wettbewerb: ein Projekt für Kunst im öffentlichen Raum. Er erarbeitet und erforscht spezifisch für einen ganz konkreten Ort, er recherchiert, entwickelt und verwirft auch wieder. Ein ständiger Prozess, einer, bei dem er beständig sich zwischen Atelier und dem jeweiligen Ort hin und her bewegt – physisch und in Gedanken. Kunst im öffentlichen Raum – das ist es, womit sich Kunt seit vielen Jahren beschäftigt, teils temporär, teils installativ, mal mit Licht, mal im Film oder auch mit Farbe. Ein Beispiel ist »Zyklus«, ein auf vier Jahre angelegtes Projekt, für das Kunt ein Trafohäuschen im Frankfurter Bahnhofsviertel monatlich und immer wieder neu zu den Jahreszeiten in eine andere Farbe taucht und damit die Wahrnehmung auf das Gebäude und seine Umgebung immer wieder verändert. Der Ort – er spielt immer die Hauptrolle. Mit ihm arbeite er. Ihn versuche er zu verstehen, zu ergründen. Daher lege er sich auch nie auf ein Medium fest. »Der Ort entscheidet. Er allein gibt mir vor, wie und womit ich arbeite.«
Verschiedene Farbausdrucke an der Wand im Arbeitsraum dokumentieren die Entwicklung des Ideen- und Rechercheprozesses. Sein Atelier ist seit Ende der 2000er Jahre ein Raum in der zweiten Etage des Künstlerhauses Basis im Frankfurter Bahnhofsviertel. Es ist ruhig an diesem Nachmittag, eine Ruhe, die er in Momenten konzentrierten Arbeitens sehr schätzt. In anderen Zeiten schätze er aber genauso den Austausch mit Künstler*innen. Nach seinem Studium in Wien an der Akademie der Bildenden Künste, sei es genau dieser Gedanke des künstlerischen Austausches gewesen, der ihn in Frankfurt an diesen Ort in die Basis gebracht habe. Wer sein Atelier betritt, spürt sofort, dass dort gearbeitet wird. Neben Spuren des Brainstormings stehen verschiedene Materialien wie Acrylscheiben im Raum oder liegen auf einer Ablagefläche direkt über der Tür. Im Atelier, erzählt er, baue er auch Modelle für seine Projekte. Dazwischen finden sich kleinformatige Bilder auf Papier mit geometrisch abstrakten Darstellungen. Kompositionen, die intuitiv entstünden, die für ihn auch ein Zusammenspiel der Farben, eine Art Farbenlehre, darstellen. »Ich verstehe mich aber nicht als Maler«, sagt er. Fast 40 der kleinen Papierarbeiten hat er an den Wänden befestigt, Assoziationen zu Architektur und Landschaften. Wie bei vielen Künstler*innen verschwimmt auch bei Kunt so manches – trotz der Versuche des Ordnens und der Ordnung. Kunt lebt mit seiner Frau und dem kleinen Sohn in Sachsenhausen. Eine helle Wohnung. modern eingerichtet, fast minimalistisch. Er und seine Frau mögen Bücher, ordentlich sortiert im großen Regal im Wohnzimmer. Und auch DVDs. Äußerlich trenne er Arbeit und Privates, innerlich sei dies jedoch oft schwierig für Künstler*innen. Wie auch in manchen anderen Berufen, nehme man die Gedanken doch schon mal mit nach Hause. Wohl vor allem dann, wenn man mal wieder ganz in einem Projekt aufgeht. Dann bleibt die Konzentration kaum auf den einen Raum beschränkt … (alf.).