Künstlerinnen. Leben. Orte. [14]
Maha Z. – Die Wesentliche
Die Kunst, das Wesentliche zu sehen
Was einem in Maha Zarkouts Wohnung zuerst auffällt, sind die Farben. Die Frankfurter Künstlerin lebt im Stadtteil Eschersheim in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung, deren Wände in Zitronengelb gestrichen sind. »Ich liebe diese Farbe«, sagt sie. Nur die Küche weicht davon ab, dort hat sie ein Mintgrün ausgesucht, das mit dem Blau der Küchenzeile harmoniert. Das Ambiente lässt die Künstlerin nicht nur vermuten. Einzig ihre eigene Arbeit ist hier nicht zu Hause. Mit einer kleinen Ausnahme. Ein großes Foto ihres Sohnes, wie er in einem Swimmingpool in die Kamera winkt, hängt im Wohnzimmer. Es war in Spanien. Sie machte das Foto mit dem Handy und vergrößerte es später. Gleich daneben die Radierung eines Künstlers, der sich mit Zeit auseinandersetzt. »Ich weiß gar nicht, wie er heißt, weil ich seine Signatur nicht lesen kann. Aber es hat mir einfach gefallen«, sagt Zarkout. »Ich habe mich entschieden«, so Zarkout, »meine Kunst nicht in meiner Wohnung zu zeigen«. Jedes Werk dort habe sie aber trotzdem bewusst ausgewählt, wie die Fotografie eines Schmetterlings auf einer Pflanze. Es stammt aus einer Ausstellung in der evangelischen Kirche in Höchst. Trotz der klaren Formensprache ihrer Einrichtung, sind es gerade Details wie dieses oder die Lampe im Wohnzimmer mit den Perlmuttplättchen, die das Formale unterbrechen und etwas Verspieltes in ihre Wohnräume bringen.
Arbeit ist bei ihr woanders zu sehen. Im Atelier in der ehemaligen Munitionsfabrik Hausen, heute als »Medienfabrik« bekannt. Wegen der Hausnummer nennt sich die dortige Ateliergemeinschaft »Atelier 19«. Neben Zarkout gehören dazu Frank Kambor, Stepha Schede und Eric Mayer. Zu ihnen stößt zuweilen der Fotograf Piotr Banczerowski aus der Nachbarschaft. Zentraler Treffpunkt ist die Küche, in der bei frischem Kaffee über all das gesprochen wird, was Kreative beschäftigt, seit 2020 natürlich vor allem die Corona-Situation. Zarkouts 16-Quadratmeter-Atelier dient manchmal auch als Ausstellungsraum, wenn die Künstler zum Tag der offenen Ateliers laden. Hier entwickelt sie ihre Ideen, spiegelt sich auch jene eine reduzierte Bildsprache, die stilprägend für ihre Werke ist und die man in der Wohnung bereits erahnen konnte. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit dem Zusammenspiel zwischen einer abstrakten, gestisch geprägten Formensprache und einer reduzierten Farbpalette. Gerne arbeitet sie mit den Nicht – Farben Schwarz, Weiß, Grau und setzt hiermit ihre abstrakten Kompositionen um. Auch die Einrichtung im Atelier greift dies auf – auf das Wesentliche reduziert, ist es vor allem ein weißes Ledersofa, das für die wohnliche Atmosphäre sorgt. Seit letztem Jahr gibt es übrigens noch einen Ort für ihre Arbeit: das Eastside im Ostend beim Verein Integrative Drogenhilfe. Dort arbeitet sie künstlerisch mit suchterkrankten Menschen zusammen. Eine Arbeit, die sie beeindrucke und die ihr viel gebe – trotz der menschlichen Schicksale. Ein gutes Beispiel, dass Kreativität nicht einen Ort hat, quasi überall entstehen und sehr unterschiedlich sein kann … (alf.).