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Yael Inokai
Quelle: Ladina Bischof, Bearbeitung von Never wash them©

Tagestipp | Never Wash Them ...

Nur ein kleiner Eingriff

31.05. | Yael Inokai liest im YokYok Eden

Ungewöhnliche Bücher an ungewöhnlichen Orten – das ist das simple und doch ungemein eingängige Konzept von »Never wash them …«. Urban shorts – Das Metropole Magazin begleitet die kleine, aber feine vierteilige Sommer-Lesereihe mit vier Kurzeinführungen der vier Macher*innen. Zum Auftakt stellt Lara Hertz Yael Inokais »Ein simpler Eingriff« und als Ort das YokYok Eden im Frankfurter Bahnhofsviertel vor. 

Der Ort: Die erste Lesung dieses Sommers findet im YokYok Eden am Wiesenhüttenplatz in Frankfurt statt. Es ist einer von drei YokYok Kiosks in der Stadt – und der Einzige, der sich inmitten eines Platzes befindet. Plätze sind bekanntlich per se Orte der Zusammenkunft. Der Begriff ist jedoch sehr weit gefasst. Genauso wie die Möglichkeiten, die ein solcher Platz bietet. Beim YokYok Eden kann man mit anderen Menschen sitzen, stehen, gehen, Getränke schlürfen. Die Abendsonne genießen, das Rauschen von Blättern. Und nun eben auch Lesungen lauschen. Und das mitten im eher unruhigen Frankfurter Bahnhofsviertel …

Das Buch: Der simple Eingriff, auf den sich der Buchtitel bezieht, ist eine – wie es scheint – kleine Operation am Gehirn, die Frauen von einem psychischen Leiden befreien und ihre Auffälligkeiten beseitigen soll. Der Arzt ist bei dem Eingriff auf die Unterstützung der Krankenpflegerin Meret angewiesen, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird. Ihr getakteter Alltag, ganz auf ihre Arbeit zugeschnitten, in dem Glauben, das Richtige zu tun, gibt ihr Halt. Doch der Roman zeigt mit klarer Sprache etwas »dahinter« auf: die drückenden, starren Strukturen ihrer Lebenswelt, familiäre, hierarchische, patriarchale, gesellschaftliche. Meret beginnt, sich Fragen zu stellen. Auch die zarte Liebe zu ihrer Zimmernachbarin rüttelt etwas in ihr auf. Spätestens, nachdem sie beginnt, den Zweck des Eingriffs zu hinterfragen – also auch den Zweck ihrer Arbeit, auf die zuvor ihr ganzes Leben ausgerichtet war – ist jede*r Leser*in von der Geschichte gebannt. Die Sprache des Romans hat eine emotionale Nahbarkeit ohne Schnörkel, die beim Lesen fühlen lässt – ohne Kitsch …