Holz, etwas Farbe, Pflanzen und Bücher. Es braucht nicht viel, aus einem klassischen Parkplatz für Autos einen Ruhe- und Begegnungsort für Menschen zu machen. In aller Welt sprießen solche Parklets derzeit an den Straßenrändern. In Frankfurt ist kürzlich das erste Parklet der Stadt entstanden. Und es hat bereits Nachahmer*innen gefunden.
Bockenheim hat seit einigen Monaten ein Parklet. Ein Parklet? Aus der Ferne betrachtet, sieht der vollgelbe Farbklecks aus wie eine Skulptur inmitten von parkenden Autos am Straßenrand. Aus der Nähe offenbart sich das ungewöhnliche Holzkonstrukt allerdings als kleine Oase mitten im sonst blechernen Großstadtdschungel. Das verbaute Holz bildet verschiedene Stufen, welche rundherum Sitzgelegenheiten bieten. Vier Holzlatten zu einem Rechteck verbaut ergeben zudem eine Art Kübel, in den Blumen gepflanzt worden sind. Eine Art von Regal hin zum Trottoir wiederum bietet den Nachbar*innen Platz zum Abstellen oder Ablegen. Für Bücher oder einen Kaffee. Und das alles auf einem ehemaligen Parkplatz am Straßenrand. Was einst Standfläche für tote Materie war, haben Bürgerinnen und Bürger des Viertels über einige Wochen hinweg flugs in eine lebendige Verweil- und Begegnungsfläche für Menschen umgewandelt …
Das Parklet in Bockenheim ist nur eines von vielen, wie sie derzeit in vielen Städten auf dieser Welt an den Straßenrändern aus dem Boden sprießen. Auf einer Fläche von meist etwa 12 Quadratmetern, die vorher Autos vorbehalten war. Das Parklet in Bockenheim war das erste in Frankfurt. Sein Weg begann dabei in der Bockenheimer Nachbarschaft, nicht in der Politik. Gemeinsam gründeten engagierte Bürger*innen die Initiative »Bockenheim außer Haus«. Frühzeitig hatten sie gemerkt, dass es in der Mainmetropole ein massives Missverhältnis gibt. »Ein massives Missverhältnis in der Flächennutzung«, wie es Sabrina Wirtz von der Nachbargemeinschaft ausdrückt. Frankfurt belege mit einer Bevölkerungsdichte von 3.077 Einwohnern pro Quadratkilometer den fünften Platz im Ranking der am dichtesten besiedelten Städte Deutschlands. Und es ist eine Stadt mit viel zu vielen Autos im öffentlichen Raum. Rasch fanden sich in der Gemeinschaft rund 130 Menschen zusammen, sammelten Geld und begannen die Gespräche über die Planung und das Umsetzen einer Idee. So wie eine grüne Pflanze auf einem kleinen Tischlein eine vormals kahle Wohnung schnell aufmöbeln kann, sieht es auch bei den Parklets aus: Mit Stadtmöbeln, Pflanzen & Co. könne auch eine Stadt belebt werden. Das Grau des Asphaltes wird mit Grün bekämpft, die leeren Gehwege mit Sitzgelegenheiten. Parklets schaffen damit einen einladenden Raum für Begegnungen. Das Bockenheimer Parklet war in der Hinsicht gut gewählt, denn die Bürger*innen entschieden sich für einen Parkplatz direkt vor einem Paketshop in der Jordanstraße. Ein Ort, an dem früher alles schnell vonstatten ging. Mittlerweile habe sich das etwas geändert, erzählt Wirtz. Anstatt Pakete und Post schnell abzuholen, plaudern viele Nachbar*innen jetzt am Shop auch mal ein paar Worte miteinander. Oder genießen die Entspannungsmöglichkeit in dem so dicht besiedelten Viertel. Dieses neue Gefühl von Gemeinschaft sei es auch, auf das es bei dem Parklet und bei der Initiative »Bockenheim außer Haus« ankomme. Nicht von ungefähr organisiert die Gruppe auch seit dem vergangenen Jahr sogenannte »Sommerstraßen«, bei denen jeweils für einen Tag eine der Straßen des Viertels autofrei gemacht und für einige Stunden buchstäblich bewohnt wird. Eine Idee, die es mittlerweile auch in anderen Vierteln der Stadt gibt. Ebenso wie Parklets. Jüngste Beispiele sind seit einigen Wochen bereits in der Innenstadt entlang der Braubachstraße gesichtet worden … (luc.).