Es kommt nicht oft vor, dass eine große Ausstellung in einem etablierten Haus ohne Eintritt frei zugänglich ist. Eine Ausnahme ist gerade die aktuelle Schau des »Prix Pictet«, die auf ihrer Tour um die Welt zwei Wochen im Fotografie Forum Frankfurt Station macht. Der nicht nur wegen seiner Stationen auf mehreren Kontinenten weltweit beachtete Preis für Fotografie und Nachhaltigkeit verbindet relevante gesellschaftliche Themen mit ebensolchen Künstler*innen oder solchen, die auf dem Sprung dorthin sind. Im Fokus diesmal: das Feuer, gleich dem Wasser und anderen Naturgewalten eine höchst ambivalente Kraft. Gleichsam in der Lage zu gewaltigen Verheerungen, aber auch Quelle von Licht, von Wärme, von Energie und sogar in der Zerstörung noch Quelle von Neuem. Und: Wie die Ausstellung zeigt, oftmals nicht nur eine reine Kraft der Natur, sondern auch menschengemacht.
13 internationale Künstler*innen haben das Thema eindrucksvoll in unterschiedlichen Arbeiten in und mit Fotos umgesetzt. Besonders augenscheinlich ist die Ambivalenz des Themas in den Arbeiten von Fabrice Monteiro, geboren in Belgien, Nachkomme brasilianischer Sklaven, aufgewachsen in Benin und heute in Senegal lebend. Ausgangspunkt seiner modeartigen Fotoshootings »The Prophecy« (s. obige Bildergalerie) sind Umweltprobleme im Senegal und in anderen Teilen Afrikas: von Waldbränden über Müllverbrennungen bis zu Ölkatastrophen. Doch nicht die Apokalypse hat er abgelichtet, sondern fantastisch-makabre Figuren mit bizarren Kostümen in einer Mischung aus altem Animismus und moderner Haute Couture, hergestellt aus Müll und Naturmaterialien. Ganz anders die Arbeiten von Mak Remissa und dem Fotograf*innen-Paar Joana Hadjithomas und Khalil Joreige. Mak Remissa, ein international beachteter kambodschanischer Fotograf, hat in der Serie »Left 3 Days« (s. obige Bildergalerie) die Tage der Machtübernahme der berüchtigten Roten Khmer 1975 in seiner Heimatstadt Phnom Penh nachgestellt und eindrucksvoll in den Qualm des allgegenwärtigen Feuers gehüllt. In eine ähnliche Richtung geht die Serie »Wonder Beirut« (s. obige Bildergalerie), in welcher das libanesische Fotograf*innen-Paar Hadjithomas / Joreige anhand einer fiktiven Geschichte auf bearbeiteten alten Postkarten die Bürgerkriegs-Zerstörungen ihrer einst blühenden Heimatstadt dokumentieren. Es sind dies drei von 13 Werken, welche aus insgesamt 600 nominierten Arbeiten für die Shortlist des Preises ausgewählt wurden, und in unterschiedlicher Art und Weise dem Thema »Fire« und seiner nicht selten menschengemachten Auswirkungen rund um den Globus nachspüren. Ein in mehrfacher Hinsicht beachtenswertes Projekt. Und zugegeben: Der freie Eintritt wird auch dadurch erkauft, dass der Preis den Namen einer Schweizer Privatbank trägt. Doch zuweilen braucht es eben auch solcher Sponsorings, um wichtigen Themen in guter Kunst präsentiert Raum zu geben. Und wichtig, wenn eine solche Bank dies dann nicht nur in ihre Ausstellungsräume hängt … (vss.).