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Quelle: Stefanie Kösling©

Urban_Green | Obst to go

Gebotene Früchte

Die Plattform Mundraub.org

Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Mirabellen, Beeren, Nüsse und Kräuter, die niemand erntet? Am Straßenrand oder auf Wiesen und Feldern trifft man oft auf solche Früchte. Die Plattform »mundraub.org« listet seit einigen Jahren solche wilden und freistehenden Obstbäume in der ganzen Republik auf. Das Ziel: sie zum kostenlosen Abernten freizugeben, bevor die kostbaren Nahrungsmittel verrotten. In den meisten Fällen sind die Besitzverhältnisse vorab geklärt. Fehlerhafte Einträge werden, so die Betreiber der Seite, zügig gelöscht. Besitzer von Obstbäumen, Streuobstwiesen und Obstgärten können ihr Eigentum auf dem Portal allerdings auch selbst freigeben.

Auf einer großen interaktiven Karte sind die zur Zeit mehrere zehntausend Fundstellen eingetragen, sortiert nach den einzelnen Fruchtsorten. Vorderhand können sich alle dort bedienen. So vergammelt das Obst nicht – und viele Menschen kommen in den Genuss der frischen Früchte. Außerdem trägt das Portal zum Erhalt der Obstkulturlandschaften bei, umschreiben die Gründer die Idee ihres Portals. Ziel sei es, in Vergessenheit geratene Früchte aus den Regionen wieder in den Fokus und ihren Wert wieder in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Sie sollen als Teil der Kulturlandschaft und der Biodiversität dauerhaft erhalten bleiben. Ein wenig Vor- und Nachsicht ist allerdings geboten. Die Seite basiert auf privater Initiative. So ist denn auch nicht jeder Fundort gleich ergiebig. Zudem sei eine kleine Warnung mitgegeben: Grundsätzlich kann Mundraub strafbar sein, wenn man sich an Früchten bedient, die nicht herrenlos oder von den Besitzer*innen freigegeben sind. Hier muss man dann schon ein wenig den gesunden Menschenverstand walten lassen, ist doch bei aller Prüfung der ehrenamtlichen Plattform ein fehlerhafter Eintrag nicht ausgeschlossen. Für die Zukunft denken die Betreiber übrigens auch darüber nach, über die Plattform ein Pflanzen öffentlicher Obstbäume durch Privatpersonen zu organisieren. Ihr Ziel sind »essbare« Städte und Landschaften. Ganz nebenbei erfüllt die Plattform noch einen weiteren Zweck. Sie konterkariert den in den letzten Jahren um sich greifenden Mundraub-Wildwuchs, der sich vor allem an viel befahrenen Ausflugsstrecken durch Radler*innen bemerkbar macht. Diese bedienen sich nämlich oftmals einfach mal so an nicht freigegebenen Stellen, von deren Nutzung ihre Besitzer*innen eigentlich leben müssten. Ein Phänomen, das gerade in Zeiten der E-Bikes immer mehr um sich greift …  (loe.).