©
Zugegeben: Vielfalt ist für manche Leute sehr verwirrend. Ein Glück, dass eines dieser Schilder in Frankfurt recht selten vorkommt.
Quelle: us / Open Clipart©

Impulse | Die Straßen der Stadt

Entlastet Autofahrer*innen!

Ein Aufruf zu mehr Verkehrssicherheit

Frankfurt beginnt ab Dezember damit, in der Innenstadt Tempo 20 einzuführen. Den Anfang machen die Straßen rund um die Börse. Für einen Lokalpolitiker ein Anlass, die Frage nach der Verkehrssicherheit und der Überforderung der Autofahrer*innen in dieser Stadt zu stellen. Eine kurze Einordnung angesichts kommender Bedrohungen auf Frankfurts Straßen.

Es gibt Argumente, auf die muss man erst mal kommen. Zum Beispiel auf das, mit dem der Frankfurter CDU-Verkehrsexperte Frank Nagel dieser Tage in einer Zeitung seine Vorbehalte dagegen anmeldete, dass der Magistrat in der Innenstadt damit beginnt, Tempo 20 auf den Straßen einzuführen. Nagel sieht Autofahrer*innen künftig zu sehr damit beschäftigt, ständig herausfinden zu müssen, welches Tempo gerade vor ihnen gelte. Zugegeben: Es ist uns schon in der Vergangenheit aufgefallen, dass es durchaus Autofahrer*innen in der Main-Metropole zu geben scheint, für die das Sehen und auch noch das richtige Interpretieren mancher Verkehrszeichen eine echte Herausforderung darzustellen scheint. Manche müssen ja schon jetzt immer wieder aufs Neue herausfinden, was ihnen dieses rote Achteck an Kreuzungen sagen will. Oder ob der rote Fahrstreifen neben ihnen nun zum Kurzzeit-Parken fürs Brötchenholen dient oder vielleicht doch eher für Fahrräder (für die er ja eigentlich viel zu breit ist). Oder ob die Gelbphase der nächsten Ampel noch reicht, um rechtzeitig vor dem Rotsignal noch über die Kreuzung zu kommen. Und das waren jetzt nur die Beispiele für die Farbe Rot …

Und jetzt das noch: Verkehrsschilder zu Tempo 20, wo es doch schon genügende zu Tempo 30 und 50 zu lesen und zu interpretieren gilt? Dann immer noch die Herausforderung, im Kopf schnell zu berechnen, um wie viel man jetzt schneller fahren darf, bevor es neben Geld auch noch den Führerschein kostet? Nun, die Stadt Frankfurt hat ein Herz für die vielfach überforderten Autofahrer*innen. Tempo 20 gilt erst einmal – quasi zum Üben – nur in zwei, drei Straßen. Erst nach und nach sollen weitere hinzukommen. Zudem hat man extra für den Anfang das Börsenviertel ausgewählt; in der Annahme, dass dort Menschen unterwegs sind, die in ihrem Alltag öfter mal mit mehreren Zahlen gleichzeitig hantieren müssen. Allerdings ist diese Beschränkung tückisch. Weitere Tempo 20-Schilder kommen in der Folge schleichend, quasi über Nacht hinzu und stehen plötzlich morgens einfach da. Berechnungen von gestern, wie schnell man hier bei Tempo 30 gerade noch fahren durfte, sind über Nacht Makulatur. Noch tückischer: Laut Stadt dürfe auf den Einfallstraßen natürlich auch weiter 50 gefahren werden. Wie gemein, sind doch viele Autofahrer*innen schon bei der Unterscheidung von nur zwei Geschwindigkeiten – 30 plus und 50 plus – oft überfordert, wie die Anzahl der Strafzettel für schnöde Geschwindigkeitsübertretungen belegt.

Deshalb von uns ein Vorschlag zur Güte: Vielleicht sollte man Autofahrer*innen in Frankfurt generell entgegenkommen und überall Tempo 20 einführen? Und zwar gleichzeitig. Das würde diese doch deutlich entlasten. Manche hätten dann auch mehr Kapazitäten zum Telefonieren und müssten auch vor Schulen nicht mehr eigens die Geschwindigkeit drosseln. Ach ja. Nagel gehe es laut der Zeitung vor allem um »Transparenz und Verlässlichkeit«. Letzteres soll wahrscheinlich heißen, dass das, was schon immer so war, auch so bleiben solle. Stellt sich nur noch die Frage, wie weit die Verlässlichkeit zurückreichen sollte. Hatten wir uns nicht über Jahrhunderte an das gefahrlose Zu-Fuß-Gehen in den Städten gewöhnt? Wäre schön, wenn man sich da wieder drauf verlassen könnte, wieder sorglos einfach so mitten auf seinen Straßen schlendern zu können … (vss.).