Mauern, Dach und Kellerdecke: Drei Wärmepolster fürs Haus
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Haus einpacken (Teil 2)

Dach, Keller und Mauern

Im Haus gut eingepackt durch den Winter

Heizungen waren das Thema des Sommers. Zugegeben: Wer die richtige Heizung einbaut, produziert womöglich gar kein neues CO₂. Doch für viele Expert*innen ist das nur die halbe Wahrheit. So wie man oft erst einen Pullover anzieht, bevor man die Heizung aufdreht, ist das »Einpacken« eines alten Hauses oft die erste Maßnahme, um Umwelt und Geldbeutel zu schonen. Urban shorts – Das Metropole Magazin schaut auf beide Möglichkeiten, (s)ein Haus richtig einzupacken: mit Grün und Dämmstoffen. In dieser Folge geht es um Dach, Mauern und Keller – die ureigene Hülle des Hauses also. Ein Thema nicht nur für Hausbesitzer*innen. 

Kulturschaffende kennen Harald Etzemüller als einen der Köpfe hinter dem Bornheimer Atelier- und Ausstellungsraum »Eulengasse«. Im Hauptberuf ist Etzemüller aber Architekt, spezialisiert auf ökologisches Bauen und Umbauen. Gerne erzählt er von einem Hausumbau, bei dem ein Dachgeschoss zu Wohnzwecken umgestaltet und zugegebenermaßen nicht jeder Euro zwei Mal umgedreht werden musste. So entschlossen sich Architekt und Bauherren, das Dachgeschoss des Einfamilienhauses erst einmal ganz abzutragen und dann die Hülle aus Mauern, Dach und Gauben nach besten ökologischen Maßstäben neu aufzusetzen; inklusive modernster Dämmung und Begrünung an buchstäblich allen Ecken und Enden. Der Effekt: Das ganze Geschoss ließ sich danach durch eine kleine Elektroheizung erwärmen, da zum einen die Aufluft aus dem Treppenhaus und zum anderen das strikte Verhindern von Wärmeverluste über die Hülle optimale Bedingungen schuf …

Die Geschichte zeigt deutlich, dass das 2023 verabschiedete Heizungsgesetz der Bundesregierung – je nach Lesart – oft nur die halbe Miete ist oder deren Ziele oft auch mit anderen Maßnahmen erreicht werden könnten. Manche Expert*innen sagen sogar, dass das Gesetz das Pferd eigentlich von hinten her aufzäume. Fakt ist nämlich in allen Argumentationen, dass das Dämmen von Häusern ebenfalls CO₂ und Heizkosten spart. Zumal das Gesetz ohnehin Spielraum für bis zu 35 Prozent konventionelle Energien lässt; wenn etwa zu (kalten) Spitzenzeiten die favorisierte Wärmepumpe im schlecht gedämmten Haus nicht ausreiche oder eine wegen schlechter Dämmung von Anfang an überdimensionierte Wärmepumpe viel konventionellen Strom brauche. Viele Expert*innen raten deshalb fast unisono: erst dämmen, dann eine (kleinere und günstigere) neue Heizung einbauen lassen. Die Crux: An der Stelle sind die Gesetze nicht gut aufeinander abgestimmt. Denn Dämmen wird bisher weniger gefördert als neue Heizungen. Aber es kostet, wenn man es richtig angeht, oft ebenso viel. Bei einem kleinen Reihenhäuschen etwa schlägt eine neue Heizung mit 30.000 bis 40.000 Euro zu Buche. Für das Dämmen des Häuschens kann der gleiche Betrag nochmals hinzukommen. Doch während ersteres mit bis zu 70 Prozent gefördert wird (bis 21.000 Euro), wird letzteres bisher nur mit rund 20 Prozent gefördert. Viele Expert*innen gehen deshalb davon aus, dass in vielen Fällen der naheliegende erste Schritt aus (Gesamt-) Kostengründen nun eher übersprungen werde …

Doch in vielen Fällen dürfte moderates Dämmen die beste erste Maßnahme sein. Die gute Nachricht: Das dämmert auch Regierungsexpert*innen, die vorsichtig über zusätzliche Förderungen nachdenken. Die zweite gute Nachricht: Beim Dämmen helfen oft schon erste Maßnahmen viel. Häufig, so Architekt*innen, bringen die ersten sechs bis acht Zentimeter am meisten. Außerdem gäbe es am Haus zwei Flächen mit hohem Kosten-Nutzen-Effekt: die oberste und die unterste Geschossdecke, wenn darüber bzw. darunter keine beheizten Räume sind. Etzemüllers Beispiel zeigt, dass man vor allem der naturgemäß aufsteigenden Wärme keine Austrittsmöglichkeiten bieten sollte. Deshalb stellt das Dämmen der oberen Geschossdecke zur kalten Seite (eines unbewohnten Spitzbodens etwa) eine sinnvolle und mit oft mehreren Tausend Euro überschaubare Investition dar (In vielen Fällen ist sie sogar gesetzlich vorgeschrieben). Ähnliches gilt beim Dämmen der unteren Geschossdecke; also in der Regel zum unbeheizten Keller hin. Hier verhindert man zumindest, dass Kälte ins Erdgeschoss kommt und erhöht die Behaglichkeit. Hier liegen die Kosten sogar oft eher im unteren einstelligen Tausenderbereich. Genau lassen sich solche Kosten aber schwer beziffern, hängen diese doch von der Fläche, dem Dämmmaterial, Handwerkskosten oder Eigenleistungen ab. Immerhin kann man/frau mit etwas handwerklichem Geschick dies auch teils selbst machen. Und: Es sind Maßnahmen, die auch für Mietwohnungen in Frage kommen – wenn Vermieter*innen mitspielen. Denn einen Anspruch etwa auf die Dämmung der obersten Geschossdecke haben Mieter*innen leider selbst dann nicht, wenn es gesetzlich vorgegeben wäre. Sie können dann oft nur verhandeln, Wertzuwachs benennen – und als Ultima Ratio auf mögliche Bußgelder hinweisen. Apropos: Mit dem Abdichten von Türen und Fenstern können allerdings auch Mieter*innen ein wenig in die eigene Tasche wirtschaften.

Während also Maßnahmen an obersten und untersten Geschossdecken durchaus überschaubar sein können, muss man/frau sich eine sicherlich ebenfalls nützliche Dämmung der Außenwände schon mehr überlegen. Hier haben Mieter*innen allerdings wenig Möglichkeiten. Und hier kommen für Besitzer*innen in der Regel Kosten im fünfstelligen Bereich auf. Sinnvoll erscheint sie für viele Berater*innen. Doch es empfiehlt sich, gerade hier den Rat von Expert*innen zu suchen, die beispielsweise in einem »Individuellen Sanierungsfahrplan« (ISPF) eine Bestandsaufnahme eines Gebäudes machen und Maßnahmen wie Kosten identifizieren können. Sie können auf einfache Maßnahmen wie neue Türen oder Fenster rekrutieren oder vor teuren »Wärmebrücken« etwa an Balkonen warnen. Sie können ökologische Baustoffe oder geeignete Handwerker*innen empfehlen. Leider ist aber die Förderung solcher ISPFs kürzlich gestrichen worden. Was ebenfalls zur Inkonsequenz der Förderlandschaft gehört. Allerdings gibt es im Rhein-Main-Gebiet Vereine, die Einstiegs- Beratungen dieser Art kostenlos anbieten. Auf einen Aspekt haben mehrere unserer Gesprächspartner*innen hingewiesen: Losgelöst von Vorgaben und Fördermitteln sei einer der vielversprechendsten Wege die Kombination aus Maßnahmen. Besonders beliebt: Moderates und sukzessives Dämmen in Kombination mit dem Weiterbetreiben bestehender Heizungen (sofern nicht zu alt). Dann würde auch ein späterer Heizungstausch oft nur noch eine geringer dimensionierte Heizung erfordern. Besonders originell hingegen: Bei vorhandener Dämmung außen diese durch Begrünungen zu ergänzen. Die Crux hierbei: Expert*innen streiten über den Dämmwert von Grün (Hierzu sei auch auf den Artikel »(Wider) Alle Wetter. Grüne Wunderwerke am Haus« verwiesen. Apropos: Selten traf der alte Spruch »Zwei Expert*innen, drei Meinungen« so sehr zu, wie bei Gesprächen mit Energieexpert*innen von Behördenmitarbeitenden über Berater*innen bis zu Handwerker*innen. Nicht wenige von ihnen hatten im gleichen Gespräch gleich mehrere Meinungen parat. Letztendlich hilft hier wohl nur ein gutes Bauchgefühl … (vss./sfo.).