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Internationales Trickfilmfestival Wiesbaden

Wie sich die Zeiten ändern. Vor einigen Jahren wurde in Frankfurt ein neues, das wohl jüngste Animationsfilmfest der Region aus der Taufe gehoben. Es trug den trendigen Namen »Sweat & Tears« und war »located« in der nicht minder trendigen Frankfurter Kreativenschmiede saasfee. Für die Macher war dieses erste reine Animationskurzfilmfest der Mainmetropole auch Ausdruck für den Aufstieg eines Genres, sind doch Animationsfilme längst eine Lieblingsdisziplin junger Kreativer und räumen andere Frankfurter und Offenbacher Kreativenschmieden wie Pixelpark und HfG immer wieder Preise bis nach Hollywood ab. »Sweat & Tears« zeigte zum Start neben neueren Produktionen auch rund 60 internationale Klassiker und Pioniere der letzten zwei Jahrzehnte – jener Zeit des Aufstiegs des heute allgegenwärtigen Genres. Einzig: Nach ein, zwei Versuchen verschwand das kleine Frankfurter Festival trotz allem (zumindest vorerst) wieder von der Bildfläche …

Ganz anders ein anderes kleines Festival in der Region, das damals schon besagte zwei Jahrzehnte alt war und das nun mittlerweile bereits seit einem Viertel Jahrhundert immer einmal im Jahr irgendwie nicht ganz so trendig in einem kleinen mehr oder minder improvisierten Kinoraum der auch nicht unbedingt trendigen Filmbewertungsstelle unter dem Dach des Biebricher Schlosses in Wiesbaden »abläuft«. Doch dieses kleine Festival unterm Dach mit dem lange Zeit noch viel weniger trendigen Namen »Internationales Trickfilm Wochenende Wiesbaden« – mittlerweile in »Trickfilmfestival« umbenannt – ist so etwas wie die »Mutter aller Animationsfilmfeste« in der Region FrankfurtRheinMain – und in seinem etwas antiquierten Ambiente längst Kult für viele Trick- und Animationsfilmfans in selbiger Region und wohl auch bereits weit darüber hinaus. Vor zweieinhalb Jahrzehnten von den drei Cine-/Enthusiasten Joachim Kreck, Detelina Grigorova-Kreck und Michael O. Fechner ins Leben gerufen, ist das verlängerte »Trickfilm Wochenende« heute fast so etwas wie das Archiv für Animationsfilmfeste in der ganzen Region. Gut und gerne über 2500 Filme sind in diesen gut 25 Jahren mittlerweile unter diesem Dach gelaufen, inklusive wohl jedes irgendwie geeigneten Klassikers des Genres. Zumal sich in den letzten Ausgaben auch immer wieder ablesen ließ, wie modern das Festival zugleich (geworden) ist. Moderne Klassiker wie das oscarprämierte »Logorama«, »Mr. Hublot« oder »Ugly« schmückten schon die Leinwände. Im Laufe der Jahre waren aber auch Langfilmklassiker wie »Who framed Roger Rabbit« oder die faszinierende Neuproduktion »The Breadwinner« zu sehen – in Originalfassungen übrigens. Auch dieses Mal lässt die Oscar Academy grüßen, etwa mit Hayao Miyazaki preisgekröntem Werk »Der Junge und der Reiher«. Preisverdächtig auch der Eröffnungsfilm »Slide« als Rhein-Main-Premiere (wie alle Eröffnungsfilme seit einigen Jahren ausnahmsweise nicht im kultigen Kino unterm Dach, sondern auf der nicht minder legendären Caligari Filmbühne). Dazu auch in diesem Jahr wieder rund 100 Kurz- und Langfilme in einem bunten Reigen, nicht wenige mit Preisen und preisverdächtig. Wer also bei Trickfilm nur an Walt Disney denkt, wird in Wiesbaden schnell merken, dass dieses ewig junge Genre eben auch unendlich wandelbar ist. Dieses Jahr geht es nun bereits in seine 25. Auflage. Ach ja, einzig eines würde man ihm mal wünschen: eine etwas moderner animierte Internetseite. Aber dies auch ist auch schon das einzig antiquierte an diesem Festival … (sfo./vss.).