Er war einst der höchste Wolkenkratzer der Stadt und eine Ikone der Frankfurter Skyline. 166 Meter ragte der »Silberturm« Ende der 70er Jahre über den Dächern des Bahnhofsviertels und der ganzen Stadt auf. 1978 von ABB Architekten als Bürohochhaus für die Dresdner Bank erbaut, waren es die riesigen Aluminiumpaneele der Außenfassade, die den Bau im Sonnenlicht silbrig glänzen ließen und ihm seine unverwechselbare Erscheinung gaben. Doch als die einstige Großbank 2009 im Zuge der Bankenkrise durch die konkurrierende Commerzbank übernommen wurde, hatte der Silberturm seine besten Tage längst hinter sich, war für einen modernen Bürobau des 21. Jahrhunderts weder außen noch innen mehr zeitgemäß. Außerdem wurden die Büroflächen von den neuen Besitzern schlicht nicht mehr benötigt, und so entschloss man sich, das Hochhaus an die Deutsche Bahn zu vermieten. Für den Silberturm war es ein Glücksfall. Behutsam und mit echter Wertschätzung gegenüber der vorgefundenen Architektur wurde er von der neuen Mieterin erneuert und konnte so tatsächlich und sogar in seiner Einmaligkeit erhalten werden. Und das nicht als ein Denkmal musealen Charakters, sondern als ein heutigen Ansprüchen angemessenes und vor allem funktionierendes Bürohochhaus, sowohl in seinem Äußeren, als auch im Inneren …
Doch zuvor wurde eine Generalsanierung notwendig, womit die Bahn das Frankfurter Architekturbüro Schneider + Schumacher beauftragte. Die Innenbereiche wie das Eingangsfoyer und die Büroräume – die Dresdner Bank hatte einst ganz auf Großraumbüros gesetzt – wurden völlig neu gestaltet und heutigen Anforderungen angepasst. Auf den Etagen findet sich nun eine Mischung als Einzelbürozellen, sogenannten »Think Tanks«, und
weiten Großraumbereichen. Das Foyer zeigt sich als heller, lichtdurchfluteter und über zwei Stockwerke reichender Raum mit einem Boden aus diagonal verlegten Granitplatten, die sich über die raumhohen Eingangsverglasung bis nach draußen auf den Jürgen-Ponto-Platz hin fortsetzen. Der Platz war 1978 zeitgleich mit dem Bau des Hochhauses von dem Künstler Heinz Mack gestaltet worden und ist sozusagen Teil des Ensembles. Das besondere Augenmerk lag allerdings auf der Komplettsanierung der Fassaden, die das äußere Erscheinungsbild des Hochhauses innerhalb der Frankfurter Skyline bestimmen. Da Fassaden stets aus mehreren Schichten bestehen, konzentrierten sich die Architekten zunächst auf die innenliegenden Bereiche, die durch eine neue Dreifachverglasung ersetzt wurden, ganz den heutigen Dämmungsanforderungen entsprechend. Die äußeren Fassadenelemente konnten dagegen original erhalten und anschließend wieder auf die erneuerten Fassadenschichten montiert werden. Auf diese Weise blieb der Eindruck der silbrig glänzenden Hochhausfassade aus gleichförmigen, an den Ecken jeweils abgerundeten Aluminiumpaneelen bestehen. Zwei Erschließungstürme mit Aufzügen, Fluchttreppenhäusern und Versorgungsschächten liegen nun außerhalb des Hochhauskörpers und markieren die Schnittstellen zweier ineinander verschobener Quadrate, die den Grundriss des Hochhauses bilden. Bemerkenswert: Die einheitliche Verkleidung mit Aluminiumpaneelen befand sich nach über 30 Jahren in einem so guten Zustand, dass sie lediglich gereinigt werden mussten. So konnte gerade dieser besondere Akzent des ursprünglichen Erscheinungsbildes erhalten werden. Woran man sieht, wie viel man oftmals und mit wenig Aufwand in die heutige Zeit retten kann, wenn man sich darum bemüht.