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Ausschnitt Buchcover
Quelle: Monogramm©

Ein Roman-Debüt

Depression Sucht Sinn

Subtil-faszinierender Debütroman über zwei junge Männer, eine Frau und ein heikles Thema

»Die erste Matrjoschka« ist das literarische Erstlingswerk der 1968 in Österreich geborenen Journalistin Irene Binal. Ein düsterer Debütroman über Depression(en) und Sinnsuche(n), der allerdings zugleich durch seine Sprache fasziniert. Die Handlung beginnt mit einer Beerdigung, und schon nach wenigen Seiten wird klar, der Held des Romans hält den Tod für unausweichlich auf der Suche nach dem absoluten Wissen und dem Sinn des Lebens.

Erzählt wird der Roman vom besten Freund des mysteriösen und etwas morbiden Intellektuellen Nick. Die beiden lernten sich in der Schule kennen und bleiben – immer schwarz gekleidet – als Sonderlinge isoliert. Die Autorin hatte die Idee zu diesem Roman in einem Traum – und es war ihr immer klar, dass sie aus der Perspektive eines jungen Mannes erzählen wollte. Einen Namen hat der Erzähler kurioserweise nicht:  »Ich hatte mal versucht«, so Binal, »dem Erzähler einen Namen zu geben, aber das klappte überhaupt nicht«. Also blieb er namenlos.

Eine junge Frau spielt im Roman dennoch eine zentrale Rolle, denn im Krankenhaus begegnen die Jungs der Krankenschwester Lilian. Sie dreht perfekte Joints und hat immer Alkohol zu Hause, ist aber mit beiden Beinen und den lackierten Fußnägeln fest im Leben verankert. Die zwei Freunde und Lilian werden zum Dreigestirn. Der zunächst zwischen Homo- und Heterosexualität schwankende Ich-Erzähler beschreibt besonders einfühlsam die Momente der sexuellen Erfüllung zu dritt.

So ungewöhnlich wie der Roman ist übrigens auch seine Entstehung. »Im Grunde«, so die Autorin, »kann man sagen, dass ich an dem Buch fast 20 Jahre gearbeitet habe. Damals – irgendwann in den Neunzigern – war es eine ziemlich schlechte Kurzgeschichte. In den darauffolgenden Jahren habe ich daran immer wieder herumgebastelt, es kamen Figuren dazu, wie etwa Lilian, es kamen Motive dazu, aber im Grunde ist es eine ziemlich schlechte Kurzgeschichte geblieben. Eigentlich hatte ich mit der ganzen Sache mehr oder weniger abgeschlossen, als mein Vater die Geschichte 2008 plötzlich lesen wollte. Er sagte dann zu mir: Ja, das ist wirklich eine nicht sehr gute Kurzgeschichte, aber das Thema ist interessant. Daraufhin setzte ich mich Ende 2009 dann nochmal hin. Und plötzlich gewann der Stoff ein Eigenleben, Hintergründe wurden deutlich, und ich kam in den berühmten Flow, der Text wurde länger und länger, und ich dachte erstmals, dass das tatsächlich ein Roman werden könnte. Was es ja schließlich auch geworden ist …« (lys.).