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Nahrung für Geist und Körper?
Quelle: Masahiro Hasunuma©

Ffm. | Uni meets Theater meets ...

Ein Bildungs-Burger, bitte

Mousonturm & McDonald's mit Lectures (not) to go

Was hat das Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm mit dem Hamburger-Brater McDonald’s zu tun? Hm. Im ersten Moment würde uns da erst mal lange Zeit gar nichts einfallen. Bis auf eines, das auch den Mousonturm-Machern mal eben aufgefallen ist: das »M«. Doch reicht ein gemeinsamer Logo-Initial für eine, noch dazu europaweite Kooperation? Die Mousonturm-Macher und die McDonald’s-Marketingleute zumindest glauben: ja. Und so hoben sie ein Projekt aus der Taufe, das zumindest zwei weitere M’s inkludiert. Nämlich Migrantinnen und Migranten, im folgenden kurz »Menschen« genannt. Diesen und anderen Menschen (die nicht Migranten sind) soll in Deutschland und auf dem Weg dorthin auf ganz besondere Art und Weise Bildung angeboten werden. Bildung, von den erstgenannten Menschen »produziert« und diese mit letztgenannten verbindend, um alle einander näher zu bringen.

Wechseln wir den Buchstaben: vom M zum P. Es geht um Programm und Performance. Am Anfang steht ein ambitioniertes performatives »Lecture-Programm«, für das eigens eine Radiostation – die McDonald’s Radio University – ins Leben gerufen wurde und bei dem Wissenschaftler sowie andere Dichter und Denker irgendwie konspirative Vorlesungen in McDonald’s-Filialen in Frankfurt anbieten. Die Lectures werden dabei an irgendeinem Tisch im Gespräch gehalten und über Radio-Empfangsgeräte (die es vor Ort am Counter neben den Hamburgern gibt) von Zuhörern an anderen Tischen gehört werden können. Von welchem Tisch die Lecture kommt, bleibt erst mal unklar. Das Programm ist breit aufgestellt: Es geht um Themen wie Urban Research, Journalism, Cooking oder Philosophy. Gehalten werden die Lectures von Architektinnen oder Kulturproduzentinnen, von Autoren oder Musikern. Allen gemein ist: sie stammen aus Afghanistan, Syrien, Eritrea oder anderen Teilen dieser Welt. Doch das Programm ist nur vordergründig ein Bildungs-Angebot. Es ist vor allem Austausch – und Performance. Initiator ist der Theaterregisseur Akira Takayama. Sein Ziel: Theater aus den Theatern heraus und unter die Menschen zu bringen. Und in diesem Falle noch etwas mehr: Ein Versuch, so Takayama, sichtbar zu machen, was die vielen neuen Menschen in unseren Gesellschaften in ihre neue Gesellschaften mit einbringen. Und eben Austausch zu schaffen zwischen den Zuhörern und den »Wissenschaftlern« und auch damit Neues zu schaffen. Und eben Menschen zu verbinden.

Dabei ist Frankfurt nur der Nukleus für ein noch ambitionierteres Projekt: Takayamas »European Thinkbelt 2016-2018«. Von Frankfurt aus soll die Idee quer durch Europa Richtung Athen wandern. Ein »Gürtel des Denkens«, der das zerbrochene Europa reparieren solle – durch seine Migranten. Und das immer entlang der Balkan-Route der Flüchtlinge und natürlich im Hopping von einer McDonald’s-Filiale zur nächsten. Mousontürme gibt es nämlich auf der Strecke nicht. Apropos. Auch in Athen sind die anderen M-Filialen ebenfalls dünn gesät, weswegen der Franchise-Partner des Mousonturms – der mit dem anderen M – dort über eine schwimmende Ad-hoc-Filiale eigens für dieses Projekt nachdenkt. Dass man sich überhaupt mit diesem Partner auf den Weg macht, hat übrigens auch einen ganz praktischen und menschlichen Grund. In der Tat nämlich sind die McDonald’s-Filialen gerade für viele Flüchtlinge ein bevorzugter Ort auf ihren Wegen. Denn zumindest eines kann man dem Brater nicht vorwerfen: dass es in seinen Filialen nicht schon immer ein recht internationales Klima gab. Plus WLAN plus Essen. Warum also in Zukunft nicht auch etwas Bildung zum Burger. Und vielleicht nimmt der Brater dann ja künftig auch eine neue Frage ins Repertoire: »Ketchup, Mayo oder Lecture zu den Pommes …?« (vss.).