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All Names' Home
Quelle: Nikolaus A. Nessler©

Kunst am Wegrand | HBF Frankfurt

Menschenlandschaften

Nikolaus Nesslers menschliche Landkarten

»Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen«. Irgendwie denkt man unwillkürlich an das berühmte Wort des Schweizer Schriftstellers Max Frisch, wenn man heute im Frankfurter Hauptbahnhof die großen Menschen-Landkarten von Nikolaus A. Nessler sieht. Jene überdimensionalen beiden Weltkarten und Stadtpläne an den Rolltreppen hinab zu den S-Bahnen – oder hinauf zur B-Ebene, wie man es nimmt. Jene überdimensionalen beiden Weltkarten und Stadtpläne, auf denen nicht Städte- und Straßen-, sondern Menschennamen zu lesen sind. Menschennamen aus allen Kulturen dieser Welt. Nirgendwo könnte wohl der Ort besser gewählt sein, als in der multikulturellsten Stadt Deutschlands. Nirgendwo könnte er besser gewählt sein, als an dem personifizierten Ort des Ankommens, des Transits, des Abschieds. Dort, wo täglich – in halbwegs normalen Zeiten – angeblich eine halbe Million Menschen passieren. Nirgendwo könnte der Ort besser gewählt sein, als mitten in einer Gesellschaft, die sich verändert. Zugegeben: Nesslers Werke »All Names Home (1) und (2)« haben vordergründig nichts mit dem Zitat von Max Frisch zu tun. Sie entstanden 2016 nach dem großen Zustrom von Menschen in dieses Land und in diese Stadt. Doch sie sind so zeitlos, dass sie in dieser Stadt und in dieser Zeit eigentlich immer passen. Und nicht von ungefähr scheinen auch diese beiden Karten, die einst temporär geplant waren, langsam aber sicher dauerhaft zu werden. Zweifelsohne ein Kunstwerk von großer symbolischer Kraft – in vielfacher Hinsicht. Und offenbar eines der seltenen Stücke Kultur, denen offenbar das Corona-Jahr so ganz und gar nichts anzuhaben scheint … (vss.).