Wieder gelesen | Kleine Schicksale

Children’s Suitcase Stories

Kinder erzählen von ihrer Flucht - nach Südafrika

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(c) scs / Coverausschnitt / Verlag

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – so lautet der offizielle Begriff für Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge waren es zu Beginn des Jahres 2016 mehr als 67.000, die nach Deutschland kamen. Für andere Länder sind solche Zahlen und Schicksale jedoch schon lange »Alltag«. Nach Südafrika flüchten seit Jahrzehnten Menschen aus anderen afrikanischen Ländern vor Krieg, Hunger und Umweltkatastrophen. Vor zehn Jahren wurde dort ein Buch über ein ungewöhnliches Hilfsprojekt veröffentlicht, das Flüchtlingskindern dabei half, die Traumata ihrer Flucht zu verarbeiten. In den »Suitcase Stories« erzählen diese geflüchteten Kinder ihre Geschichten, indem sie ihre Koffer beschreiben, die sie im Rahmen des »Suitcase Projects« als Symbol ihrer Reise gestalten konnten. Einige von ihnen gestalteten »ihren« Koffer über Monate hinweg: Sie bemalten oder beklebten ihn mit Zeitungsfotos und stecken kleine Botschaften hinein.

Die Initiatorin und Autorin des Buchs, Glynis Clacherty, hat die jungen Künstler bei ihrer Arbeit beobachtet und sie nach der Gestaltung der Koffer befragt. Herausgekommen sind elf sehr authentische Erzählungen, die tief unter die Haut gehen. Die Jugendlichen entschieden dabei selbst, was sie teilen wollten und was lieber vertraulich bleiben sollte. Das mit Bildern der Kofferkunstwerke illustrierte und knapp 200 Seiten umfassende Buch liefert zudem Hintergrundinformation zu Ländern wie Angola oder Ruanda, aus denen die Flüchtenden kamen. Im Vorwort schreibt die Autorin, dass sie von der Traurigkeit, dem Verlust und der Vertreibung der Kinder sehr betroffen war. Ihre erstaunliche Widerstandsfähigkeit, und ihre Motivation, Pläne zu machen, sowie die Eigenschaft, auch manch’ Komisches in dem zu sehen, was ihnen passiert ist, hat Clacherty allerdings zu einer wichtigen Erkenntnis gebracht: Flüchtende Kinder sind keine Opfer der Umstände, sondern Überlebende … (sub.).