
Welt-Orte | Feriköy
Lieber Läuse als Flöhe
Der Istanbuler Flohmarkt Feriköy
Als ich vor einigen Monaten bei meiner Schwester in Berlin war, besuchten wir auch den berühmten Flohmarkt am Mauerpark. Na ja, kann frau da als Istanbulerin nur sagen. So ein richtiger Flohmarkt sieht bei uns anders aus. Zum Beispiel, wenn ich mich sonntags mal nach Feriköy verirre. Wobei: Nach Feriköy muss frau sich schon verirren. Dort wird derzeit viel und wild gebaut. Das ganze Viertel gleicht einer Baustelle. Ein Stadtplan? Völlig unsinnig, um sich hier zurechtzufinden. Stimmt eh` nichts mehr …
Doch mittendrin in dieser Mischung aus Bauwüste und Baustelle stolpert frau plötzlich über ein gewaltiges Sperrmülllager. Ein etwas ramponierter Sekretär aus der Zeit der späten Osmanen steht da neben einem Ikea-Regal, echte Orientteppiche neben der Plastikrührschüssel, ein Fleischwolf und ein Teeservice, von dem bereits ein Sultan getrunken haben könnte, alte Uhren, Postkarten, Krummsäbel … Es sieht so aus, als ob die fast durch die Bank privaten Händler und Händlerinnen gerade all das wegwerfen, was sie in ihren neuen Appartements nicht brauchen. Nur, dass die Leute nicht ganz zu den Appartements passen … Allerdings: Die Profis, die von einem Markt zum anderen ziehen, sieht man hier kaum.
Es ist der »Bitpazari« von Feriköy. Der »Läusemarkt«, wie hierzulande der Flohmarkt heißt. Und eigentlich hat er hier einen guten Platz. Feriköy war früher das Viertel der Griechen, Armenier und Levantiner. Früher, lange bevor die Bagger kamen. Benannt ist es nach einem alten französischen Kaufmann aus dem 19. Jahrhundert, dem Monsieur Feri. Der Geist dieser Zuwanderer und alten ehrlichen Händler scheint hier sonntags noch einmal aufzuleben. Während drumherum das Grau des Betons dominiert, geht es hier bunt zu. Und anders als am Mauerpark muss man hier gar nicht großes Glück (oder Geld) haben, um noch eine alte Taschenuhr, vergilbte Postkarten oder das originale Teetässchen zu finden … Für mich gilt: Lieber Läuse als Flöhe (hak.).