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Lesen, gelesen werden, gelesen bekommen
Quelle: Barbara Walzer (bw.)©

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Bücher und Autor*innen frei Haus

Corona-Zeiten - neue Wege für die Literatur

Aktuell +++ Buchläden +++ Staatstheater Darmstadt +++ Literaturhaus Wiesbaden +++ Literaturzirkel 

Jede Branche sucht in diesen Wochen den eigenen Königsweg durch die Corona-Krise. Recht weit voran ist dabei der Buch- und Literaturmarkt. Zwar waren in den letzten Wochen Buchläden und Literaturhäuser geschlossen, mussten der Direktverkauf  und zahlreiche Lesungen entfallen. Doch zumindest die Buchläden sind wieder geöffnet. Viele Läden bieten allerdings auch weiterhin Lieferungen per Post und zuweilen auch per Kurier in die direkte Nachbarschaft sowie telefonische Beratungen an. Doch auch andere Literatur-Institutionen und zahlreiche Literat*innen wussten sich zu helfen. Theater, Literaturhäuser sowie viele Autor*innen entdeckten das Internet für improvisierte Lesungen, mit denen sie nun direkt in die Wohnstuben der Leser*innen kamen. Das alles traf auf viel Wohlwollen, zumal in Zeiten der Krise auch die Bücher und das Lesen wieder neu entdeckt wurden. Und selten sahen wir in den letzten Woche so viele Menschen lesend im Park sitzen …

So ist gerade diese Branche mittlerweile gar nicht mehr so schlecht aufgestellt für die weitere Corona-Zeit. Häuser wie das Staatstheater Darmstadt oder das Literaturhaus Wiesbaden beliefern ihre Klientel via Internet mit Lesungen; mittlerweile sogar in ganz ansprechender Qualität. Das Literaturhaus präsentierte etwa eine Woche lang Einsamkeitsklassiker von Daniel Defoes »Robinson« bis zu zeitgenössischen Werken wie Thomas Glavinics »Die Arbeit der Nacht«. Mittlerweile steht die gesamte Reihe online; zusammen mit weiteren Lesungen und Gesprächen. Das Staatstheater kreierte »Vitamin L – das Ensemble liest zeitgenössische Literatur« mit täglichen Dosen für Erwachsene oder Kinder, aktuell mit dem Kinderklassiker »Billy Backe« (ab 20.06.). Ähnliche Angebote haben auch andere Theater und Literaturhäuser eingerichtet. Lediglich die Literatur-Flaggschiffe in der Buchmesse-Stadt Frankfurt fallen hier nicht gerade kreativ auf und lesen offenbar vornehmlich für sich selbst im stillen Kämmerlein. Die wieder offenen Buchläden haben nun das Zwei-Kanal-System mit Beratung vor Ort und am Telefon im Angebot. Und gegebenenfalls auch noch immer die Lieferung für Risikogruppen um die Ecke. Und manche berichten bereits, dass sie offenbar Sympathie-Punkte gegenüber Amazon und den einen oder die andere neue Kunden/in gewonnen haben. Urban shorts stellt in seiner Reihe »Bücher & Menschen« einige dieser Kult(ur)-Orte vor. Auch Autor*innen lesen offenbar weiterhin vor der heimischen Kamera und nutzen nun selbst diesen nicht zu unterschätzenden Marketing-Kanal. Auch wenn man manchen immer noch anmerkt, dass es nicht so ihr Medium ist. Last but not least entdeckten manche Protaganist*innen der Branche gar ganz neue Wege. Ein spanischer Literaturkreis in Frankfurt etwa kam auf die Idee, in Zeiten von Video-Konferenzprogrammen auch mal den einen oder die andere der gelesenen Autor*innen aus Lateinamerika oder Spanien virtuell dazuzubitten. Fast schon erstaunlich, dass es dazu die Corona-Krise brauchte … (vss.)