Frankfurt und Wiesbaden

STADTLANDSCHAFTEN

Zwei Städte - ganz bei sich fotografiert

Anna Meuer ist eine Fotografin aus Frankfurt. Sven Biernath und Michael Leukel sind zwei Kollegen aus Wiesbaden und dem Rheingau. Gemein haben die drei, in jüngster Zeit Städte fotografiert zu haben. Die eine Frankfurt, die anderen Wiesbaden. Städte einmal ohne Menschen, die uns sonst oft den Blick auf sie nehmen (nicht selten, ohne dort wirklich zu Hause zu sein oder hinzugehören). Anna Meuer tat dies in Frankfurt in den Tagen des ersten Lockdowns. In Tagen, in denen kaum ein Mensch auf Plätzen und Straßen war – nicht am Flughafen, nicht an der Uni, in der Altstadt, auf den Spielplätzen. Bilder, in beredter und beschaulicher Stille, die nicht von ungefähr den Titel »Ohne Worte« tragen. Bei Biernath und Leukel könnte man meinen, sie hätten das gleiche getan. Doch ihre Fotos entstanden weit vor Corona. Nachts – genau »Fünf vor vier«, wie auch der Titel der Serie lautet – haben sie mit Langzeit-Belichtungen die majestätische Stille sonst belebter Plätze eingefangen – vor dem Landtag, auf der Wilhelmsstraße oder an einer Tankstelle am Bahnhof. Kaum zu glauben, dass ihre Fotos vier der belebtesten Plätze der Landeshauptstadt abbilden. Beide Serien zeigen Fotos in Ausnahmesituationen – äußeren und inneren, wenn man so will. Fotos, die ein anderes Bild der Städte vermitteln, als das, das man gemeinhin tagsüber von ihnen gewinnt – oder zumindest vor Lockdown-Zeiten gewinnen konnte. Und die nebeneinander gestellt auch viel Gemeinsames spiegeln. Urban shorts zeigt zwölf dieser Bilder – präsentiert in dem für Städte vertrauten Postkartenformat. Ein Format, das bezeichnenderweise sonst auch ohne Menschen auskommt, obwohl es genau diese voraussetzt – als Adressaten. Bei Meuer, Leukel und Biernath sind in der Tat nicht sie, sondern die Städte selbst gemeint – »dank« Corona oder der Stille der Nacht. Stadtlandschaften für den Moment bei sich selbst angetroffen (red.).