»In Burkina Faso häufen sich extreme Wettererscheinungen, steigende Temperaturen führen zu großer Trockenheit, mehr Gewittern und Überschwemmungen. Dschihadistengruppen attackieren neben Christen auch Muslime, die sie für nicht radikal genug halten. Ich arbeitete als Friseurin und hatte mich mit einem Friseurgeschäft selbstständig gemacht. Mein Vater war Christ, meine Mutter ist Muslima. Ich bin katholisch.
Über meine Tante, die in Deutschland lebt, lernte ich meinen Mann in Burkina Faso kennen. Er lebte schon seit 27 Jahren in Deutschland. Seine Eltern kamen ums Leben, als er etwa 16 Jahre alt war. Wenn er Urlaub hatte, besuchte er mich in Burkina Faso; 2014 heirateten wir. Mein Mann ist 54, ich bin 32 Jahre alt. Nach der Hochzeit habe ich alles verkauft und bin zu ihm nach Deutschland gezogen. Die ersten zwei Wochen waren schrecklich. Ich erkannte den Mann, den ich geheiratet hatte, nicht wieder. Er war aggressiv und verbat mir zu arbeiten. Ich konnte die Sprache nicht und befand mich auf einmal in einer Abhängigkeit, die mir sehr unangenehm war. Seit ich 20 bin, habe ich gearbeitet – und jetzt sollte ich zuhause bleiben. Ich wurde schwanger.
Die Schwangerschaft verlief gut, nur die Geburt meines Sohnes war sehr schmerzhaft und traumatisch. Ich wurde als Kind von meiner Großmutter beschnitten und hatte mit den körperlichen Folgen zu kämpfen. Mein Sohn kam mit einem Kaiserschnitt zur Welt. Er atmete nur kurz und lag anschließend drei Tage im Koma. Diese Zeit war schrecklich. Mein Mann arbeitete als Altenpfleger. Ende Dezember 2017 zog ich zu meiner Tante. Weil mein Mann jedoch sehr krank war und Hilfe brauchte – er hatte drei Schlaganfälle –, ging ich nach einigen Monaten zu ihm zurück. Ich musste mich um alles kümmern, zum Sozialamt, zum Arbeitsamt, zum Jobcenter gehen und Anträge stellen – und das alles, ohne richtig Deutsch zu können. Wir stritten uns wieder und er war sehr aggressiv.
Ich hielt es nicht bei ihm aus und zog 2018 mit meinem Sohn ins Frauenhaus. Jetzt habe ich eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in Frankfurt. Ich lerne Deutsch und möchte gerne im Gesundheitswesen arbeiten. Gerne würde ich eine Hebammenausbildung machen oder Arzthelferin werden. Um eine Ausbildung machen zu können, bräuchte ich für meinen Sohn einen Kindergartenplatz.«