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Offenbach: Kultur trifft Kaminer
Quelle: ZDF / Christian A. Roeder©

3sat | Kulturlandschaften

Ein Russe sucht Kultur in Offenbach

Wladimir Kaminers kulturelle Provinzreise

Seit »Russendisko« ist Wladimir Kaminer der sympathisch-komische Russe in Deutschland. Privat Russe, beruflich deutscher Schriftsteller – so sein Selbstbild –, kokettiert der Erfolgsautor gerne damit, für den gemeinen Deutschen ein Paradebeispiel gelungener Integration zu sein – und entzieht sich dieser Vereinnahmung zugleich wieder mit sanfter Ironie. Mit unglaublicher Produktivität und medialer Präsenz gehört er seit langem zum Mainstream. Doch gleichzeitig ist es Kaminer gelungen, sich mit überraschenden Themen und Perspektiven, einer ordentlichen Prise Polemik und intelligentem Humor den Duktus der Anarchie zu bewahren. Er liebt das Schräge und sucht das Abwegige. Und beschreibt beides höchst charmant und unterhaltsam.

Zum zweiten Mal ist der Schriftsteller im vergangenen Jahr für den Fernsehsender 3sat auf die Reise durch deutsche Kulturlandschaften gegangen. In der fünfteiligen Reihe »Kulturlandschaften. Wladimir Kaminer in der deutschen Provinz« trifft er regional Verwurzelte und Zugereiste, die in der Provinz ihr schöpferisches Zuhause gefunden haben. Abseits von Metropolen und gängigen Klischees, geht er zwischen Allgäu, Lausitz, Nordfriesland, Thüringen und Offenbach am Main der Frage nach, wie in der Provinz Kunst entsteht und wie aus Kultur Heimat wird. Doch ob die Offenbacher als Bewohner einer Beinahe-Metropole angesichts der Unterstellung von Provinzialität überhaupt mit ihm geredet haben? Offenbar schon. Immerhin traf er sich unter anderem mit den beiden umtriebigen und auch in Frankfurt bekannten Künstlerinnen Anny und Sibel Öztürk, mit dem jungen Rapper Soufian und mit dem alchimistischen Maler Ruben Talberg. Und herausgekommen sind in der Tat etwas mehr als nur Sprechblasen … (pem.).