The Cube von Jens J. Meyer
Quelle: Internationaler Waldkunstpfad©

Orte & Menschen | Darmstadt

Zur Kunst in den Wald

Der Internationale Waldkunstpfad

In Europa leben die Menschen ja bekanntlich vornehmlich im Wald. In manchen Ländern wie Österreich gibt es sogar ganze »Waldstädte«. Zugegeben: Dies war ein Gerücht, in die Welt gesetzt von einem in einem Weißen Haus residierenden einschlägigen Europa-Experten, der noch dazu Fachmann für Gerüchte und Fake News ist. Doch so ganz Fake war diese News dann ausnahmsweise mal doch nicht. Zwar scheint an den Waldstädten wenig dran gewesen zu sein. Aber ein Internationales Waldkunstzentrum gibt es sehr wohl in Europa. Und das liegt im Wald bei Darmstadt. Und das ist durchaus renommiert, war es doch das erste seiner Art, das auch bereits Nachahmer in China, den USA und sogar in Österreich gefunden haben soll (was vielleicht auch das Gerücht wiederum erklären würde).

Nun, mit Venedig oder der Documenta kann das seit nunmehr bereits über zwei Jahrzehnten bestehende Zentrum mit dem zugleich ersten Internationalen Waldkunstpfad noch nicht mithalten. Doch eine Biennale gibt es auch im Wald bei Darmstadt. Jedes Jahr im Sommer versammeln man/frau sich unter einem Jahresmotto, das oft viel mit Kunst und mit Natur zu tun hat. Um »Kunst/Natur/Wasser« ging es etwa 2024 zuletzt, »Kunst/Natur/Wandel« und »Kunst/Natur/Identität« waren die Themen 2022 und 2020. Rund zwei Dutzend Künstler*innen aus verschiedenen Ländern füllen dann jeweils den Wald mit Kunst rund um Klima-, soziale und andere Themen. Die Künstler*innen füllen diese Themen immer wieder aufs Neue mit Leben und mit zahlreichen Installationen, Performances und BankART. Da man im Waldmuseum aber nicht dazu neigt, nach einer Biennale alles wieder wegzuräumen, lassen sich auch nach und zwischen den Biennalen viele der Kunstwerke immer noch auf eigenen Führungen oder auch einfach so besichtigen. So sind stets gut und gerne zwei Dutzend Kunstwerke fast als eine Art Dauerausstellung auf den verschlungenen Wegen durch den Forst zu besichtigen. Der digitale Wandel ist übrigens auch im Waldkunstzentrum und auf dem zugehörigen Pfad eingekehrt. Gemeinsam mit dem Verein »Kultur einer Digitalstadt« wurde das Ganze auch digital vermessen und digitalisiert. Zum einen, um den Waldkunstpfad auch im Netz zugänglich zu machen. Zum anderen, um eingeladenen Künstler*innen auch ein Vorbereiten oder sogar Gestalten ihrer Werke aus der Ferne zu ermöglichen. Der Fokus soll allerdings weiterhin darauf liegen, ein realer Ort der Begegnung zu sein, also Natur, Kunst und Menschen zueinander zu bringen; seit 2022 auch mit einem »Jungen (Kunst-) Wald«, den Schulklassen gestaltet haben. Ach ja, schlecht besucht ist das »Waldmuseum« auch nicht gerade. Bis zu 200.000 Menschen sollen sich dort pro Jahr einfinden. Deutlich weniger zwar als im Städel, der Schirn oder dem Senckenberg-Museum in Frankfurt, aber ebenso deutlich mehr als etwa im Historischen Museum, dem für Angewandte und erst recht dem für Moderne Kunst in Frankfurt (bei letzterem zumindest, wenn es mal geöffnet ist). Und das sind denn in der Tat keine Gerüchte, sondern ganz und gar belastbare Fakten … (ver.).