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Etzemüller sucht im virtuellen Athen nach neuen Ideen
Quelle: Hans-Jürgen Herrmann©

Krise (in den Griff) kriegen [2]

Participate – jetzt halt anders

Harald Etzemüller und die durchstartende Eulengasse

Kulturlandschaft und Kulturschaffende sind von der Corona-Krise schwer getroffen worden. Auf Urban shorts beschreiben Kulturschaffende, wie sie in diesen Wochen die Krise kriegen – und wie sie diese in den Griff kriegen. In Folge 2 schreibt Harald Etzemüller vom Ausstellungshaus »Eulengasse« über Podcasts, virtuelle Messen und eine erste reale Ausstellung.

[> Beitrag auf eigener Seite lesen]  »Every cloud has a silver lining«. Die englischsprachige Welt hat ein poetisches Bild vom Regen und dem Sonnenschein. Und es war natürlich verkehrte Welt, dass zum Corona Lockdown im März sechs Wochen Sonnenschein kamen. Was tun, wenn dann die Zusammenkunft von Menschen behördlich untersagt wird? Wenn der Ausstellungsraum »Eulengasse« einfach zu ist? Wir hatten Glück im Unglück. Traditionell endet bei uns im März ein Jahresthema. Im April beginnt das neue: »Participate NOW!«, wo es um künstlerische Projekte zu Kollektivität, Öffentlichkeit und Kooperation geht. Doch wie lässt sich dies nun herstellen?

Natürlich auch bei uns jetzt erstmal im Netz. Unsere Teilnahme an der »Platforms Project – Independent Art Fair Athen« wird via Internet stattfinden. Die Veranstalter haben gerade einen virtuell-interaktiven Messeplan abgeliefert. Anstatt vier stressige Tage im steinern-staubigen Athen werden alle Beteiligten nun 15 spannende Tage lang neuen Tendenzen der Bildende Kunst virtuell nachgehen. Man wird automatisch digital an Performances erinnert, die man live erleben kann. In unserem Beitrag berichten Eulengasse-Künstler*innen vom 14. bis 31. Mai in 29 Zoom-Gesprächen über die eigene Arbeit und über das, was uns jetzt unter den Nägeln brennt. Fragen dazu können auf der Webseite eingegeben werden. Außerdem gibt es Artist Panels und Open Calls, schließlich wollen wir auch 2021 Künstler*innen aus dem Ausland zeigen und mit spannenden Kunstinitiativen in Austausch treten. Real hatte die Messe 2019 fast 20.000 Besucher*innen. Wir sind gespannt auf dieses Jahr.

Die Messe, bei der wir in einem großen Rahmen eingebunden sind, kommt uns natürlich gerade jetzt zu Gute. Doch wir sind auch hier aktiv. Im Podcast »Was sich die Eulen zuraunen« erleben Kunstinteressierte den uns eigenen diskursiven Freiraum, folgen unterschiedlichen und auch gegensätzlichen Sichtweisen auf zeitgenössische Kultur und Gesellschaft. Einen Podcast wollten wir schon länger machen. Aber mit Corona haben wir das nun in kürzester Zeit massiv vorangetrieben. Ausgehend von »Participate NOW!« geht es um Kunst als unabdingbaren Teil der Gesellschaft. In der neuesten Folge »D I S T A N Z« spannt der Frankfurter Maler und Bildhauer Stefan Stichler einen Bogen von der Kunst zur Pandemie. Er beschreibt, warum Distanz Gegenwart bedeutet und was das mit Werkzeugen zu tun hat. Die Realisierung der Podcasts hat natürlich viel Arbeit gekostet, da steckt wie immer der Teufel im Detail. Genauso auch die Website für Athen. Aber gleichzeitig ist das auch eine digitale Dokumentation der künstlerischen Arbeit, die bleibt. Und in der einen oder anderen freien Minute werden vergangene Ausstellungen und Veranstaltungen als Flipbooks auch auf unserem Online Magazin rotmagazin.de eingepflegt, zum Beispiel zur »Summe 2019« in Basel. Der digitalen Herausforderung haben wir uns nämlich nicht erst jetzt gestellt …

Ach ja. Auch das reale Kultur-Leben geht weiter. Unsere monatlichen Treffen – bisher abwechselnd als Versammlungen zur Definition der inhaltlichen Arbeit und als »Bornheimer Tafel«, einem offenen Künstleressen – haben wir virtuell fortgesetzt, als Zoom-Meetings. Sogar fast wöchentlich, denn schließlich gab’s gerade samstags oder sonntags abends keine Kulturveranstaltungen, wo man hingehen kann. Und Lockerungen? Wahrscheinlich das Unwort des Jahres 2020. Aber immerhin: Dank der Lockerung dieser Tage hat auch der Ausstellungsraum wieder seine Pforten öffnen. Seit dem 7. Mai zeigen wir die von der Luminale stehen gebliebene Installation »LALELUnatic« von Jens Schader und Uwe Wenzel. Zugang natürlich limitiert und nur mit Maske. Am 8. Mai gaben wir eine Preview auf das, was »in Athen« passieren wird: im Ausstellungsraum, nach Voranmeldung, zwischen 19 und 21 Uhr. Und im Juni fragen wir dann das Publikum »Was bewegt Dich JETZT?«. Wir Künstler*innen zumindest denken jetzt nach über einen Ausweg, über die Zeit nach der Pandemie …