Gedimmt und gechillt - aber immer noch spektakulär
Quelle: Sommerwerft / Filmpresse Meuser©

Das Festival

Anders alternativ

Die Sommerwerft im 20. Jahr

Straßentheater, Gaukler, fahrendes Volk: So kennt – oder genauer: kannte – man seit 20 Jahren jenes Festival am Main, welches der Frankfurter Verein Protagon und das liebenswert alternative Theater Antagon einmal im Jahr auf ihrer »Sommerwerft« am Mainufer auf die Beine stellt(e). Ob Theater, Musik, Lyrik, Improvisation oder Poetry Slam – Die Akteur*innen, die hier schon zu Gast waren, stammten nicht nur aus ganz Europa, sondern zogen meist auch übers Jahr hinweg selbst quer durch den Kontinent, traten in vielen Städten und auf sehr vielen Festivals, Straßen und Plätzen auf. Doch schon im letzten Jahr war einiges beim größten Frankfurter Alternativ-Festival anders: Statt Tausenden nur einige Hundert Besucher*innen, statt Feuerwerk im wahrhaften und übertragenen Sinne nur ausgewählte Theater-, Musik- und Slam-Gruppen. Immerhin schafften sie damit aber mutig das wohl größte und bunteste Festival, das damals in der Region stattfand: überschaubar, aber auch wohltuend gechillt – und der Beweis, dass Kultur in Corona doch geht …

Auch dieses Jahr war die Sommerwerft wieder etwas anders. Zwar durften – quasi als Vertrauensvorschuss auf das gelungene Festival 2020 – wieder 2.000 Menschen gleichzeitig auf die Werft. Doch aus der Not wurde eine Tugend. Das Gros der Ensembles, Gruppen und Künstler*innen stammte aus der Region, manche wie das Ensemble des Theaterhauses (das das Eröffnungsstück am Freitag und an den Wochenenden das mobile Theater für die Kids bespielte) kamen buchstäblich von »umme Ecke« (aus der benachbarten Schützenstraße). Dass das Festival trotzdem erstaunlich international daherkam – dafür sorgte bereits die aus vielen Ländern zusammengewachsene Crew von Antagon (die auch diesmal wieder einige Abende bespielten), aber auch deutsch-türkische Bands wie Engin. Was das Festival vom vergangenen Jahr mitgenommen zu haben scheint, war die erstaunlich gedimmte und gechillte Stimmung, die mehr an die frühen Werftjahre als an die doch schon zuweilen etwas überlaufenen Jahre der Vor-Corona-Zeit erinnerte. Dafür nahm man sich dieses Jahr auch Zeit für ein kleines Symposium, bei dem der Wert der Kultur und des Internationalen für eine Gesellschaft wie im so internationalen Frankfurt das Thema war. Und so wie es aussieht, könnte die Sommerwerft auch in diesem Jahr wieder ein Muster mit Wert sein – dafür, wie Kultur und Zusammenleben im öffentlichen Raum in diesen Zeiten und vielleicht darüber hinaus funktionieren kann …  (vss.).

Der Termin: Sommerwerft + 23.07. bis 08.08.2021 | Der Ort: F +
Weseler Werft am nordöstlichen Mainufer zwischen Literaturhaus und EZB | 2021 als ausgeweitete Sommerwerft light: mit Sicherheitskonzept, beschränktem Zugang und Online-Übertragungen | Überblick und Programm: Sommerwerft | Mehr dazu auf Urban shorts: Theater am Fluss | Mehr zum Thema aus 2020: Bitte Plätze einnehmen | Laufende Festivals: Auf der Seite ORT&MENSCH mit der Rubrik »Das Gute Dutzend« (in der Randspalte / mobile Ausgabe: dort nach unten scrollen)