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Zugegeben: Vielfalt ist für manche Menschen sehr verwirrend. Ein Glück, dass eines dieser Schilder in Frankfurt recht selten vorkommt.
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IMPULSE | DIE STRASSEN DER STADT

Entlastet Autofahrer*innen!

Ein Aufruf zu mehr Verkehrssicherheit

Frankfurt begann Ende 2023 damit, in der Innenstadt Tempo 20 einzuführen. Den Anfang machen die Straßen rund um die Börse. Für einen Lokalpolitiker ein Anlass, die Frage nach der Verkehrssicherheit und der Überforderung der Autofahrer*innen in dieser Stadt zu stellen. Eine kurze Einordnung angesichts kommender Bedrohungen auf Frankfurts Straßen.

Es gibt Argumente, auf die muss man erst mal kommen. Zum Beispiel auf das, mit dem der Frankfurter CDU-Verkehrsexperte Frank Nagel dieser Tage in einer Zeitung seine Vorbehalte dagegen anmeldete, dass der Magistrat in der Innenstadt damit beginnt, Tempo 20 auf den Straßen einzuführen. Nagel sieht Autofahrer*innen künftig zu sehr damit beschäftigt, ständig herausfinden zu müssen, welches Tempo gerade vor ihnen gelte. Zugegeben: Es ist uns schon in der Vergangenheit aufgefallen, dass es durchaus Autofahrer*innen in der Main-Metropole zu geben scheint, für die das Sehen und auch noch das richtige Interpretieren mancher Verkehrszeichen eine echte Herausforderung darzustellen scheint. Manche müssen ja schon jetzt immer wieder aufs Neue herausfinden, was ihnen dieses rote Achteck an Kreuzungen sagen will. Oder ob der rote Fahrstreifen neben ihnen nun zum Kurzzeit-Parken fürs Brötchenholen dient oder vielleicht doch eher für Fahrräder (für die er ja eigentlich viel zu breit ist). Oder ob die Gelbphase der nächsten Ampel noch reicht, um rechtzeitig vor dem Rotsignal noch über die Kreuzung zu kommen. Und das waren jetzt nur die Beispiele für die Farbe Rot … (mehr lesen)

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Eigentlich macht Urban shorts – Das Metropole Magazin ja selten das, was alle machen. Na ja, eigentlich. Aber zwei, drei Mal im Jahr machen wir es aus gutem Grunde doch. In diesem Sinne wünschen wir allen Leser/inne/n und Freund*innen sowie allen anderen Menschen gemeinsam mit der kleinen Anook ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2024. Anook und ihr männliches Pendant Nooki sind die kleinsten Inuit auf dem Globus, die so wie Urban shorts – Das Metropole Magazin ein wenig für eine etwas andere Welt stehen und die wir beim Durchstreifen der unendlichen Weiten des Internets entdeckt haben. Apropos. Da wir unseren Leser/inne/n und Freund*innen nur das Beste wünschen, ist diese Ausgabe der Urban shorts – Das Metropole Magazin zum Jahreswechsel traditionell ein »Best of« – mit einer Auswahl am meisten gelesener und noch immer aktueller Beiträge aus dem zurückliegenden Jahr und ein paar Termin-Tipps für die ersten Tage des noch so neuen Jahres … (red.).

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»Thinking Tools« – aus einer anderen Zeit?
Quelle: Barbara Walzer©

Kunststücke | Lamy, Moleskine & Co.

Wider den digitalen Trend

Wahrer Luxus: Buchkalender und Schreibgeräte

Gegen Ende (m)eines jeden Jahres gibt es einen Moment, an dem das alte und das neue Jahr wie ein offenes Buch vor mir liegen. Pardon: wie zwei offene Bücher. Es ist der Moment, in dem neben den treuen Begleiter des alten der neue – noch jungfräuliche – des noch nicht begonnenen Jahres den Platz auf dem Schreibtisch einnimmt. Der neue, der nun Anfang des Jahres diesen Platz alleine innehaben wird, wenn er nicht gerade selbst den Weg zu den vielen Terminen findet, die sich im Laufe des Jahres auf seinen jetzt noch weißen und leeren Seiten ansammeln werden. Was ihn noch erwartet, davon zeugt der Vorgänger. Ein pralles, nunmehr volles Arbeits- und Lebensjahr hat ihn breiter und runder gemacht. Da er nicht nur auf dem Tisch lag, hat er manche Schramme abgekommen. Doch nicht nur außen bezeugt er Leben. Mehr noch innen mit unzähligen Terminen, Gedanken, Notizen, Zitaten, Telefonnummern, Erinnerungen …

Vielleicht ist es gerade die schnelllebige Welt um uns herum, die manche von uns nicht von solchen steten Begleitern lassen lässt. Was bei mir der Moleskine, ist bei anderen der Filofax oder der Semikolon. Einer, der einen nicht mit Piepstönen zum nächsten Termin jagt. Der zwar runterfallen kann, aber niemals abstürzen. Der Viren nicht fürchtet und dem Rotwein Patina verleiht. Er weiß vielleicht mehr über einen als der beste Freund / die beste Freundin. Wenn er erzählen würde – oder andere das Gekrakel lesen könnten. Und kein edler Kalender ohne elegantes Schreibgerät. Ob Lamy, Montblanc oder Pelikan. Ebenfalls seit Jahren das gleiche, mit dem jeder Termin und jede Notiz sorgsam verewigt werden. Frankfurter Ausstellungsmacher (des Museums Angewandte Kunst) hatten vor einigen Jahren solche Schreibgeräte einmal als »Thinking Tools« betitelt – was gleichermaßen übrigens auch für die Buchkalender gilt. Für mich sind sie zusammen ein Stück Stetigkeit und Luxus. Vielleicht auch analoger Widerstand gegen die allgegenwärtige »Allsynchronität« der digitalen Terminatoren. Und apropos. Schon mal gehört, dass einem der Terminkalender geklaut wurde? Und wenn er wirklich mal verloren geht, wird einem nur bewusst, welches die wirklich wichtigen Termine darin waren. Die, die man auch im Kopf hat … (vss.).

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Nicht nur in Brüssel: Die neuen Dos and Don'ts der Innenstädte von London bis Leipzig
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Blaupause | Innenstädte

Stadtverkehr wie in Brüssel

Die ganze Stadt als Tempo-30-Zone?

Frankfurt führt in Teilen der Innenstadt Tempo 20 ein. Es folgt damit einem Trend: Weltweit beginnen immer mehr Städte, zumindest Tempo 30 flächendeckend auf ihren Straßen einzuführen. In Deutschland hat die Initiative »Lebenswerte Städte« gerade die 1000. Kommune ausgenommen. Ihre Ziele: bessere Luft, weniger Lärm und mehr Lebensqualität …

In Europas Metropole Brüssel trauten im Sommer 2020 viele Menschen ihren Augen nicht – und sich selbst erst einmal längere Zeit auch nicht auf die Straßen im Herzen der Stadt. Mitten in der Hochzeit von Corona hatte die Stadtregierung das Zentrum zur verkehrsberuhigten Zone erklärt, in der auch die verbliebenen Autos nur Tempo 20 fahren durften. Und nicht nur das: Radfahrer*innen und Fußgänger*innen hatten auf rund fünf Quadratkilometern rund um den Grande Place mit seinen alten Gildehäusern Vorrang. Die Straße gehörte zuerst einmal ihnen – vor allem, um mehr Platz für Abstand zu haben. Es dauerte ein wenig, bis auch die Autofahrer*innen »mitspielten«. Der ausgedünnte Verkehr half mit, dies da und dort tatsächlich umzusetzen. Nun war Brüssel wahrlich nicht die einzige Großstadt, die im Sommer 2020 verkehrsberuhigt wurde – teils »von oben«, teils einfach durch Corona. Aber die Brüsseler Stadtregierung fand Gefallen daran. Die EU-Hauptstadt – bisher Eldorado für Autofahrer*innen – beschloss 2021, im ganzen Stadtgebiet Tempo 30 einzuführen; ausgenommen nur Straßen, an denen ausdrücklich anderes beschildert ist. Hintergrund war nun nicht mehr die Abstandswahrung, sondern auch die schlechte Luft in der Metropole. Das mit der Luft wurde Brüssel übrigens kurioserweise quasi von Brüssel ins Pflichtenheft geschrieben. Nämlich von der EU-Kommission um die Ecke …

Mittlerweile sind Tempo-30-Innenstädte Trend – längst fast schon flächendeckend in Großstädten wie Paris oder London. Brüssel hat mit seinen strengen Regeln in Sachen Luft zahlreiche Metropolen angestoßen, gibt es doch kaum noch eine europäische Großstadt, in welcher Jahrzehnte des Credos »autogerechter Stadt« Luft und Lebensqualitäten nicht deutlich in Mitleidenschaft gezogen haben … (mehr lesen)

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Das Filmmuseum - Zentrum und Spielort zahlreicher Festivals
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Die Region | Filmfestivals

Filme auf Leinwänden

Nonstop-Filmfest FrankfurtRheinMain

Wer in Deutschland an Filmfestivals denkt, denkt zuerst an die Berlinale. Mit Cannes und Venedig spielt sie in der ersten Reihe europäischer Festivals und misst sich zuweilen gar mit Hollywood und seinen Oscars. FrankfurtRheinMain hingegen kann nichts derartiges aufweisen. Oder doch? FrankfurtRheinMain besitzt zwar keine Berlinale, ist aber wohl die Region in Deutschland und vielleicht sogar in Europa mit den meisten einzelnen Festivals überhaupt. Über 50 Filmfeste stehen im Laufe des Jahres im Kalender – im Schnitt eines pro Woche. Die Palette beginnt bei relativ großen Akteuren wie Lichter und Nippon Connection in Frankfurt oder GoEast und exground in Wiesbaden. Und sie reicht bis hin zu den »Perlen« wie das Kurzfilmfestival in Weiterstadt mitten in einem Wald bei Darmstadt oder gar zu den »Exoten« wie dem Wiesbadener Trickfilmwochenende oder einem Putzfilmfestival, das 2018 Premiere hatte, danach aber offenbar leider wieder in der Abstellkammer verschwunden ist …

Besonders auffällig sind viele internationale Festivals, vom panafrikanischen Africa Alive, das meist am Jahresanfang steht, bis zum italienischen Verso Sud im Dezember. Dazwischen geht es locker in zwei Dutzend Festivals um die Welt: von Japan (Nippon Connection) über China (Golden Trees), Korea (Project K) und Indien (New Generations), Europa und den Nahen Osten (GoEast, Jüdische Filmtage oder das Türkische Filmfestival), eben Afrika (Africa Alive) bis hin auf den amerikanischen Doppelkontinent. Letzterer steht richtig weit vorne. Die Dìas de Cine beleuchten gleich ganz Lateinamerika, mehrere Länder wie Brasilien (CineBrasil) oder Cuba (Cuba im Film) und sogar die Dominikanische Republik haben eigene Festivals. Und manchmal gibt es wie 2023 beim Kultfestival exground in Wiesbaden noch einen Festivalschwerpunkt wie Chile op top. Nicht von ungefähr kann FrankfurtRheinMain auch mit vielen Orten aufwarten, die Originalfilmreihen im Programm haben. Doch die Palette reicht auch quer durch Generationen und Geschlechter: vom Europäischen Filmfestival der Generationen und dem Frauenfilmfestival Remake über das Queer Filmfest Weiterstadt und die Homonale Wiesbaden bis zu den vielsprachigen Jugendfestivals Lucas, visionale, Cinéfête oder Britfilms (auch wenn manche davon unter Corona mächtig gelitten haben). Ganz eigen ist auch die Landschaft für Kurzfilme vom kleinen Waldfestival in Weiterstadt über die Shorts at Moonlight bis zu den Rüsselsheimer Filmtagen. Und seit 2018 gibt es neben dem Urgestein der Animationsfilmszene, dem Internationalen Trickfilm Wochenende Wiesbaden, auch noch das sporadische, fast jugendliche Pendant Sweat & Tears in Frankfurt. Ach ja. Noch gar nicht erwähnt sind die sommerlichen Freiluftkinos wie der Lichter-Ableger Freiluftkino Frankfurt, die Filmtage in den Reisinger Anlagen in Wiesbaden, das Open Air-Programm im Hafen 2 in Offenbach oder der Filmsommer in Mainz. Und wem das nicht reicht, der findet an den Rändern der Region mehr: bei den Openeyes in Marburg, dem Dokfest in Kassel, dem Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen oder dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg. Kurzum: FrankfurtRheinMain ist eigentlich von Januar bis Dezember ein einziges großes Nonstop-Filmfestival. Für eine Berlinale wäre wohl gar kein Platz mehr frei im regionalen Festivalkalender … (vss.).