Das und der Orange Beach
Quelle: Olaf Gries©

Orte & Menschen | Orange Beach

Strand-Oase zum Guten Zweck

Olaf Gries und sein kleines Strand-Kiosk am Main

Es liegt ein wenig abgelegen vom Trubel der Stadt, eingerahmt von einem Industriekomplex und zwei Eisenbahnbrücken, draußen am Griesheimer Mainufer. Ein ausgebautes Kiosk mit Bierbänken, einer Bühne und einem Mini-Beach, inklusive Strandkorb und Liegestühlen. Und über der Eingangstür befindet sich ein Schild mit einem selbstironischen und vielsagenden Graffito: »Hot Beer / Lousy Food / Bad Service / Welcome / Have a nice Day«. Das liest sich wie das Gegenkonzept zum unweit entfernten Frankfurter Westhafen, der mit feingeschliffenem Design und Lounge-Optik ein geldkräftiges Publikum anspricht. Und es ist auch genau so gemeint …

Das »Orange Beach« ist sicherlich eine der ungewöhnlichsten Trinkhallen Frankfurts. So ungewöhnlich, wie die Geschichte des Schildes über der Tür und der des Inhabers dieses Beach-Kiosks. Olaf Gries, der den Ort seit 2006 betreibt, hat es einst in Gambia machen lassen. Dorthin verschlägt es ihn regelmäßig, weil er dort eine Schule unterstützt. Angefangen hat das um 2010/2011 herum, sagt er. Damals ist er mit einem Sack voll Trinkgeld in das westafrikanische Land gereist, auf der Suche nach einem Projekt, das er unterstützen konnte. Am liebsten etwas mit Kindern. So ist er bei der Jalangban Nursey School ein paar Kilometer hinter Brikama gelandet und hat seitdem eine Mauer um das Schulgelände sowie ein neues Dach mitfinanziert, und hat dabei geholfen, die Einrichtung zu einer Ganztagsschule zu machen. Nur vor Ort könne man wirklich helfen, indem man sich auf Land und Leute einlässt, sagt Gries. Für ihn sei das die einzige Alternative für die fehlgeleitete Entwicklungshilfe mit öffentlichen Geldern.

Genauso einfach wie sein Konzept für die private Entwicklungshilfe ist sein Konzept für den Orange Beach. Es ist ein einfacher Ort für die einfachen Leute. Ein Ort, wohin »der Frankfurter« und »die Frankfurterin« gerne rausfahren und einfach sein können. Sich auf die Leute einlassen. Geld nimmt Gries vor allem mit Konzerten ein, die hier immer wieder mal sonntags oder abends stattfinden, und mit privaten Buchungen für Betriebsfeiern, Hochzeiten und was es sonst für Anlässe zum Feiern gibt. Was er an Equipment da hat, kann genutzt werden. Außerdem sind die Gruppen frei, die Fläche zu nutzen, wie sie möchten – ob mit feinen weißen Tischdecken oder einem Parcours für Trinkspiele. Nur corona-konform sollte es natürlich sein. »Beim Olaf« ist beinahe alles möglich. Ihm geht es um die Menschen – hier ebenso wie in Gambia. Oder, wie es ein Stammgast einmal einem Fernsehsender gesagt hat: »Egal wer hier reinkommt. Der Olaf behandelt jeden gleich …«. Hier, in seiner kleinen Strand-Oase am Griesheimer Mainufer. Da, wo Frankfurt noch ein Stück weit zu Hause ist … (ojs.).

Olaf Gries©
Das Gude - ein Wasserhaus der neuen Art. Nur an der Distanz muss noch etwas gearbeitet werden ...
Quelle: Catalina Somolinos©

Orte & Menschen | Trinkhallen

Neues Trinken an alten Mauern

Frankfurt und seine wiederbelebten Wasserhäuschen

Über Jahrzehnte gehörte das Wasserhäuschen in Frankfurt zum Alltag, ein sozialer Ort, an dem alle Generationen und Milieus einander trafen. Wo es menschelte und der Büdchenbesitzer schon wusste, wie viele Biere oder Schokoriegel man abends so kaufen wollte. Doch gerade das wollten viele Menschen irgendwann nicht mehr und haben die Anonymität eines Supermarktes oder einer Tankstelle vorgezogen. Am Büdchen strandeten nur noch die, die man lieber nicht treffen wollte. »Büdchensterben« nannte man das dann irgendwann. Doch was da starb, waren nicht nur ein paar Steine. In Zeiten, in denen über Zusammenhalt, Integration und Partizipation viel diskutiert wird, war am Büdchen eigentlich genau das gelebt worden. Und dies ist keineswegs nur als Wasserhäuschen-Romantik zu verstehen. Vielerorts ist der Büdchen-Alltag auch rauh und traurig. Wie das Leben in der Großstadt eben. Und gerade das schätz(t)en die Menschen.

Schon vor Corona erlebten diese Büdchen ihre Renaissance. In den Corona-Monaten jedoch lebten sie regelrecht auf. Für die einen wurden sie ein wichtiger Ort der Grundversorgung, wenn man sich nicht mit vielen Menschen im Supermarkt aufhalten wollte. Für die anderen wurden sie ein letzter Ort des Socialising mit ausreichender Social Distance in diesen Tagen. Vor allem in der  zuweilen etwas feineren Variante: wie eben wortwörtlich das »Fein« oder etwas abgespacter auch das »Gude« im Nordend. Das eine, sonst die kleine feine Plüsch-Oase mit der oft sehr kreativen Kuchen-Auswahl in der lauschigen Wallanlage, das in Corona-Tagen zur Ausgabe-Theke für frischen Kaffee und Kuchen wurde, den man und frau dann weitläufig rundum auf Parkbänken oder Picknickdecken im zwischenzeitlich vielleicht größten Café Frankfurts nutzen konnte. Das andere der (großflächige) Viertel-/ Kaltgetränke-Treff an der Hauptverkehrsachse, bei dem zwar die 1,50-Meter-Abstandsregel auf einer Verkehrsinsel mitten auf der Friedberger Landstraße selten ganz berücksichtigt, dafür aber ein letztlich auch nicht ganz unwichtiger letzter Teil von Miteinander gepflegt werden konnte (auch wenn mit zunehmender Lockerung nicht wenige es auch lockerer mit Müll und Lautstärke sahen). Überhaupt: Egal, wo das Büdchen steht, in der an Grünflächen reichen Bürgerstadt Frankfurt fand sich immer eine passende Außenfläche. Oder man stand mit dem entsprechenden Abstand einfach so auf einem freien Platz …

Doch schon vor Corona wurde das Kulturgut »Trinkhalle« Kult. Vereine und Initiativen entstanden rund um die Wasserhäuschen. Die »Linie 11« etwa, die einmal im Jahr sogar den »Frankfurter Wasserhäuschentag« feiert. Was vor Jahren zunächst als Aktion einiger Frankfurter Jungs im besten Partyalter startete, ist heute mittlerweile ein ordentlicher kleiner Verein, der als Experte in Sachen »Wasserhäuschen« gefragt ist. Die »Linie 11« hat den Kult nicht unwesentlich mitbegründet und setzt sich für den Erhalt sowie die Pflege eines vom Aussterben bedrohten Frankfurter Kulturgutes ein. Und das Engagement kommt von Herzen – nicht nur, wenn von der legendären gemischten Tüte oder von dem einzigartigen Charme der so ganz unterschiedlichen Büdchen geschwärmt wird. Ob die interaktive Wasserhäuschen-Karte, das erste Wasserhäuschen-Infomobil der Welt oder die Vernetzung der Büdchen-Betreiber: Die Macher haben immer wieder frische Ideen, um die Menschen der Stadt für ihre Traditionshäuschen zu begeistern. Und auf der Karte können auch Neu-Frankfurter oder Corona-Gestrandete ihr persönliches Wasserhäuschen finden …

Begonnen hat alles übrigens um die letzte Jahrhundertwende, als Frankfurt schon einmal boomte. Sauberes Wasser kam damals nicht aus dem Hahn, sondern eben vom Wasserhäuschen, für das die Stadt gesorgt hat. Heute ist es längst als Treffpunkt und kleiner Laden »um die Eck« wiederentdeckt worden und Teil einer neuen Kultur des urbanen Zusammenlebens. Viele alt eingesessene und auch neue Büdchen mit kreativen Geschäftsideen gehören mittlerweile fest zum Leben im Quartier mit dazu. Genauso wie der Kult um sie, wie es die »Linie 11« oder auch die normalerweise einmal im Jahr auf Tour gehenden Jungs und Mädels vom »Trinkhallen Hopping« pflegen. Um es mit der »Linie 11« zu sagen: »Wir lieben Wasserhäuschen«. Und sie stehen damit offenbar längst nicht mehr alleine – am Wasserhäuschen. Und das bestimmt auch noch lange nach Corona-Zeiten … (pem.).

Catalina Somolinos©
Nukleus für ein Stück gemeinsamer Stadtkultur
Quelle: Wüstenrot Stiftung.©

Orte & Menschen | OHDK

Der kleine Kulturcampus

Frankfurts Offenes Haus der Kulturen

Während die Stadt Frankfurt seit einem Jahrzehnt die Vision vom »Kulturcampus« hegt und pflegt, haben sich die Initiator*innen des »Offenen Hauses der Kulturen« (OHdK) schon einmal auf den Weg gemacht. Im und um das noch nicht ganz ehemalige Studierendenhaus entsteht derzeit zumindest ein »Kulturcampus en miniature«. Diverse Initiativen versuchen, Stadtentwicklung von unten voranzutreiben: mit selbst verwaltetem Platz für Kultur und Soziokultur, gemeinschaftlichem Wohnen, Urban Gardening- und anderen Pioniernutzungen.

Das große Transparent, das am ehemaligen Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim befestigt ist, flattert im Wind. »Fighting for a future for all« steht darauf geschrieben. Sowie die Worte »Offenes Haus«. Zumindest ein Versprechen. Denn ansonsten ist es ruhig auf dem Gelände unweit der Bockenheimer Warte, das an diesem Vormittag wirkt als sei es im Dornröschenschlaf. Das aber ist nicht jeden Tag so. Vor ein paar Wochen war hier alles ziemlich belebt. Hunderte Menschen, viele Jugendliche, die »Fridays for Future« nach ihrer Klima-Demonstration genau hierhin zusammenbrachte. Die hier fröhlich campierten, diskutierten, tanzten, aus der Suppenküche mit geretteten Lebensmitteln versorgt wurden. Oder ein paar Tage später drinnen in der alten Aula, die zuweilen auch dem Studi-Kino Pupille als Vorführraum dient. Da waren es einige Dutzend Menschen, die auf einer Stadtteilversammlung die Zukunft diskutierten. Auch lädt an diesen Ort mal das Frauenfilmfestival Remake oder die eine oder andere Initiative für LGBT-Rechte oder Geflüchtete ebenso wie ein Kongress zu Urban Commons oder eine Soli-Party für Mietentscheide …

Wenn der Platz also so ruhig in der Sonne liegt, täuscht dies schon etwas. Auch wenn hier beileibe noch nicht so viel los ist, wie sich die Betreiber*innen vom Offenen Haus das wünschen würden. Das »Offene Haus der Kulturen« ist so etwas wie die Vorhut des Kulturcampus, vielleicht sogar die Avantgarde (wenn das nicht für die Betreiber*innen wohl viel zu elitär klänge). Auf jeden Fall ein soziokulturelles Zentrum, wie das heutzutage so heißt. Oder der Versuch, eines zu werden rund um das Anfang der 1950er Jahre als Studierendenhaus der Goethe-Universität eröffnete Gebäude, das von dem Architekten Otto Apel entworfen wurde. »Am Anfang – also vor rund zehn Jahren – stand die Vision, diesen besonderen Ort zu erhalten«, erzählt Tim Schuster, einer der Initiatoren. Neben dieser Idee entstand aber rasch der Gedanke, dass die Stadt zentrale Orte benötigt, an denen Partizipation möglich ist. »Wir als Gesellschaft«, so Schuster, »brauchen solche Orte, an denen Leute zusammenkommen und gemeinsam etwas entwickeln können. Menschen haben das Bedürfnis, ihre eigenen Orte zu gestalten und Perspektiven für die Zukunft zu entwerfen«. Wobei auch eine Rolle spielt(e), dass der seit Jahren durch die Stadtpolitik und durch Bockenheim wabernde »Kulturcampus« wohl ohne nachdrückliche Initiativen vor Ort auch kaum von der Stelle käme …

Dass hier nun wenigstens ein »Kulturcampus en miniature« auf den Weg kommt, wurde möglich durch den Wegzug der Universität ins Westend sowie durch die Idee, das Gelände des Campus Bockenheim zu einem Kulturcampus zu entwickeln. Konkret bedeutet(e) dies, einen Ort zu gestalten, an dem Kultureinrichtungen und bezahlbare Wohnungen einen Platz finden sollten. Ein lebendiges kulturelles Herz für den Stadtteil sozusagen. Doch so richtig von der Stelle kommt das Ganze nicht, was nicht nur daran liegt, dass noch keineswegs alle Bereiche der Universität schon ins Westend gezogen sind. Dennoch stehen viele Räume auf dem Gelände leer, auf dem sich früher tausende Studenten tummelten, gemeinsam Kaffee getrunken und sich ausgetauscht haben. Die Wiederbelebung der Flächen für die Stadtgesellschaft ist nun Ziel des Offenen Haus. Ein gemeinschaftliches Wohnprojekt nebenan ist bereits auf dem Weg, eine Reihe unterschiedlicher Initiativen haben bereits im ehemaligen Studierendenhauses Obdach gefunden. Ein Café gibt es, Filme und Konzerte, Raum für Diskurs, Kultur und Rückzug. Nun soll das Drumherum ausgebaut werden. »Pioniernutzung« nennen sie das; implizierend, dass nach Pionier*innen eben mehr kommt. So soll es schon Ende April auf dem Platz mit Urban Gardening losgehen. Auch ein Skater-Park soll umgesetzt werden. Das Hochhaus nebenan hat man ebenfalls im Blick. Leere Büroräume könnten erst einmal Geflüchteten aus der Ukraine neue Heimat geben. Später könnten dort Wohnen, Kultur und Soziales heimisch werden und sich miteinander verweben. Überhaupt lebt das OHdK von der Beteiligung vieler Akteur*innen und Initiativen, die gemeinsam daran arbeiten, welche Möglichkeiten sich auf dem Gelände für die Stadtgesellschaft umsetzen lassen. Als das Studierendenhaus 1953 seine Türen öffnete, entstand ein Ort des demokratischen Aufbruchs – in einer Zeit des Wiederaufbaus im Nachkriegsdeutschland. Diesen Geist zu erhalten, wo in den vergangenen Jahrzehnten politisch wie kulturell viel passiert ist, und ihn in die Zukunft zu führen, ist das Anliegen des Offenen Hauses. Es soll ein Ort des Aufbruchs und der Vielfalt bleiben, an dem Themen der Gegenwart mit Blick auf die Zukunft reflektiert sowie Ideen erarbeitet und umgesetzt werden. Und »offen« meint dabei auch offen. Jede/r sei eingeladen, so Schuster, sich zu beteiligen – ganz gleich, wer die Person sei oder woher sie komme. Das OHdK scheint zumindest auf dem Weg. Ob’s am Ende der Nukleus für den Kulturcampus wird oder nur das schräg-schmückende Beiwerk für ein schickes »Wohnquartier am Kulturcampus« steht noch nicht auf den Wegweisern. Zumindest ist es ein Ort für Stadtkultur und -Gesellschaft … (alf./vss.)

Wüstenrot Stiftung.©
Es bleibt. Und bleibt. Und bleibt.
Quelle: Ute Petermann©

Orte & Menschen | Mainz

Die geduldete Duldung

Alternatives Zentrum Haus Mainusch

Viele, vor allem linke, soziokulturelle Zentren haben oft vor allem ein Problem: die ungewisse Zukunft. Paradebeispiel: das Haus Mainusch in Mainz. Ungewisse Zukunft seit 35 Jahren. Programm machen sie auch – zumindest, wenn nicht gerade Corona ist … 

Auf dem Mainzer Uni-Campus wird es derzeit licht. Nach sechs Jahren Leerstand ist das Wohnheim »Inter I« abgerissen worden. Unweit davon entfernt erging es dem »Sonderbau I« nicht anders. Damit wird der Blick frei auf ein von der Uni selten gesehenes Gebäude: das Haus Mainusch. Verwunschen wirkt es auf die einen, verwahrlost auf die anderen. »Alternativ« ist es auf jeden Fall. Was die einen wiederum positiv meinen, die anderen etwas weniger. Begonnen hat auch hier alles mit einem Leerstand. Das ehemalige Professorenhaus liegt am Rand des Campus und hat eine bewegte Geschichte. Am 8. Juni 1988 verkündete ein Flugblatt: »Seit heute Nacht halten wir, Studenten der Jogu-Mainz das Haus Mainusch besetzt!«. 16 Ausrufezeichen folgten …

Man wolle das Haus als »unabhängiges, offenes Kommunikationszentrum für alle Studenten nutzen«, alternativ zum »Schicki-micki Restaurant Campus«. Das Mainusch war also zunächst Streik-Café – Kultur und Kommunikation statt Kapitalismus. Doch es war auch mehr: Ort für Konzerte, Lesungen, Vorträge, Küche für alle, Frauen- oder Antifa-Café. Wer eine Idee hatte, konnte sie hier umsetzen. Doch die Umdeutung des Hauses fand wenig Anklang bei der Uni-Leitung. Die Besetzer*innen waren jedoch kompromisslos: Keine Einmischung – und das unbefristet. Tatsächlich wurde ein Untermietervertrag mit dem AStA unterschrieben, ein Verein gegründet. 1998 wurde dem Haus das erste Mal gekündigt: ein »Gästehaus« inklusive »Konsumzeile« und Fitnesscenter sollte entstehen. Protest, das Projekt wurde auf Eis gelegt, der Vertrag verlängert. 2000 war es dann ein Straßenbau, der zur Kündigung führte. Richtig durchgeplant war dieser offenbar nicht – wieder wurde die Kündigung zurückgenommen. Zwölf Jahre später der nächste Anlauf. Die nächste Verlängerung kam allerdings mit einer 300%igen Mieterhöhung. 2017 sollte es  schließlich ein Medienhaus werden. Konkrete Pläne – wieder Fehlanzeige. Seine längste Zeit war das Mainusch vor allem »geduldet« – teils halbjahresweise. Aktuell aber zumindest mal bis Mitte 2025. Duldung scheint Programm, das Ganze eine Never-ending-story – positiv wie negativ. Das Schicksal vieler soziokultureller Zentren …

Ach ja, ein Konzept gibt es auch im Mainusch: »Wir versuchen mit dem Haus Mainusch einen diskriminierungs- und hierarchiefreien Ort zu schaffen, einen Freiraum. Das Mainusch ist, was im Mainusch passiert«, so die Mitglieder. Und es lebt davon, dass es belebt wird – auch durch die Bewohner*innen des angrenzenden Bauwagenplatzes. Für viele ist das Mainusch ein Anker auf dem Campus, Schutz- und Freiraum. Frei und geschützt wollen sie es halten. Auch wenn sie gerne in die »Extremisten- und Schmuddel-Ecke« geschoben oder als »Schandfleck« gebrandmarkt werden. Wiewohl sie eigentlich nur ein  linkes, kulturelles Kommunikationszentrum sein wollen. Der Weg des Hauses bleibt aber ein ständiges Auf und Ab. Die Mitglieder beklagen intransparente Kommunikation der Universität. Sei es Einsicht in Baupläne, Mitteilung von Zahlungsbeträgen und Fristen oder schlicht das Fehlen einer festen Ansprechperson. Von Seiten der Universität heißt es, es könne weder von »intransparenter Kommunikation« noch von einer »Problematik« die Rede sein. Das Mainusch stehe auf einer »Vorratsfläche« für eine »eventuell erforderliche bauliche Erweiterung«. Aber auch die Pandemie setzte den Mitgliedern zu. Das letzte Konzert war im März 2020. Ein tiefer finanzieller Einschnitt, denn das Haus wird vorrangig über Getränke bei Veranstaltungen finanziert. Veranstaltungen waren kein Thema mehr, Miete schon. Ob komplett oder teilweise gestundet, erlassen, mit oder ohne oder nur Nebenkosten? Wie viel zu zahlen ist und wann, hat die Universität laut der Mitglieder nicht mitgeteilt. Rücklagen gibt es kaum. Das Haus hangelt sich von Monat zu Monat, Instandhaltungen drängen. Und so bleibt die Sorge, bald nicht über die Mittel zu verfügen, den Betrieb wiederaufzunehmen. Hoffnung für die Zukunft macht den Betreiber*innen vor allem der Blick in die Vergangenheit: Immerhin wird das Haus schon seit 35 Jahren konstant geduldet. Baupläne kommen, das Haus bleibt … (upm.).