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Druck- und Medienwerkstatt des bbk befinden sich im Kunstquartier Bethanien
Quelle: Jörg Zägel • CC BY-SA 3.0 (s.u.)©

Blaupause Kultur | Berlin I

Selbst ist die Kultur

Das Kulturwerk des Berliner bbk

Ein Atelierbüro, Ansprechpartner*innen für Kunst im öffentlichen Raum, Werkstätten für Drucker*innen, Bildhauer*innen und Medienschaffende – Im bbk berlin, dem Berufsverband Bildender Künstler*innen der Bundeshauptstadt, haben Künstler*innen die Förderung ihrer Infrastruktur selbst in die Hand genommen. Zumindest zu großen Teilen. Das Herzstück ihres »Kulturwerks« – ein Atelierbüro, das zu sehr günstigen Konditionen Ateliers vermittelt – kennt man auch aus anderen Ländern und Städten. Ungewöhnlich sind allerdings eine Reihe von eigenen Werkstätten sowie ein »Büro für Kunst im öffentlichen Raum«. Die Werkstätten stellen Künstler*innen für wenig Geld teure Maschinen und Hilfsmittel sowie große Werkhallen zur Verfügung (s. eigenen Beitrag). Das »Büro für Kunst im öffentlichen Raum« vermittelt und begleitet Aufträge für Kunst am Bau und in der Öffentlichkeit. Diese gehören zu den wenigen Einkommensmöglichkeiten für Bildende Künstler*innen, die verhältnismäßig lukrativ vergütet werden. Leider jedoch sind in vielen Bundesländern und Kommunen die Vergabeverfahren oft recht intransparent. Das eigene Büro trägt nun dazu bei, dass Ausschreibungen transparenter stattfinden und auch besser bei den Kulturschaffenden ankommen können. Neben der öffentlichen Verwaltung und diversen Bauherr*innen berät das Büro auch Künstler*innen und Architekt*innen bei der Vorbereitung und Durchführung von Kunstwettbewerben.

Diese einzigartige Bündelung von Akquise, Räumen und Arbeitsmitteln macht den bbk und sein Kulturwerk geradezu zu einer Blaupause für Künstler*innen-Förderung in der Bundesrepublik. Sie tragen mit dazu bei, dass Berlin heute als Kunststadt durchaus ein Global Player ist. Allerdings lässt sich Berlin diese indirekte Künstler*innenförderung auch etwas kosten. Das Kulturwerk wird vom Land Berlin mit 2,3 Mio. Euro im Jahr bezuschusst. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf rund 2,6 Mio. Euro. Rund 460.000 Euro erwirtschaften die Werkstätten selbst pro Jahr. Die Zuschüsse durch das Land stellen sicher, dass das Kulturwerk Flächen, technische Einrichtungen und qualifiziertes Personal bereitstellen und dass das Equipment regelmäßig modernisiert werden kann. Aktuell gibt es rund 35 Mitarbeiter*innen. Der größte Teil arbeitet in den Werkstätten. Dort sind sie nicht nur für die Betreuung der Technik zuständig, sondern beraten auch Künstler*innen in der Umsetzung ihrer Ideen. Ein Wermutstropfen: Regelmäßig drängt die Senatsverwaltung, dass das Kulturwerk selbst mehr Geld einspielen solle. Etwa durch mehr Gebühren für die Nutzung der Werkstätten. Das Kulturwerk um Geschäftsführer Bernhard Kotowski aber hält gegen, dass die Einkommenssituation der Künstler*innen sich in den letzten Jahren nicht verbessert hat. Die Werkstätten sollen allerdings allen Künstler*innen offen stehen, nicht nur denen, die es sich leisten könnten. Auch die Atelierförderung könnte aus Sicht der Senatsverwaltung »rentabler« werden. Arbeitsräume stellen aber aus Sicht des Kulturwerks ein wichtiges Element der künstlerischen Produktion dar, um die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Künstler*innen zu erhöhen. Eine systematische Atelierförderung existiert in Berlin seit 1991 durch die Gründung des Atelierbüros. Das dazugehörige Atelier-Sofort-Programm wird vom Land finanziert und ermöglicht Ateliermieten von derzeit höchstens 4,09 Euro pro Quadratmeter. In einem offenen Bewerbungsverfahren für alle Künstlerinnen und Künstler, die in Berlin leben, werden sie durch einen Beirat vergeben. Die Senatsverwaltung möchte dieses Programm gerne verstaatlichen. Ein großes Risiko aus Sicht des bbk, denn man sieht die Transparenz und klare Wettbewerbsbedingungen bedroht. Außerdem verweist der bbk darauf, dass sein gesamtes Programm gerade in der Summe stark sei und sehr davon profitiere, dass es von Künstler*innen selbst organisiert und verwaltet werde. Das nämlich ist die große Stärke dieses Angebots: Die einzelnen Arbeitsschwerpunkte des Kulturwerks, das in Form einer gemeinnützigen GmbH betrieben wird, wurden kontinuierlich aus den Bedürfnissen künstlerischer Produktion heraus entwickelt und stehen heute allen in Berlin lebenden und arbeitenden Künstler*innen offen … (lkr.).