Portland: eigener Raum und klare Trennungen
Quelle: Mayer / Reed; ZGF Architects | DAM©

Städte für Räder und Menschen [6]

Radsonntage und Radschulwege

Und achtmal mehr radfahrende Schüler in Portland

In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren war Portland in Oregon noch eine typische amerikanische Großstadt. Mit wenigen Radfahrern im Stadtbild und mehr noch mit kaum Infrastruktur für diese. 1990 betrug deren Anteil am Pendlerverkehr gerade einmal 1,2 Prozent. Radfahren gehörte – nicht nur in dieser US-Stadt – offenbar nicht zum »American Way of Life«. Das Land von Ford, Chrysler und General Motors definierte sich eher als Land der großen und ausladenden Autos sowie der überdimensionierten und nicht selten endlosen Highways. Und in den Großstädten schien das Land eher der Erfinder des Stop-and-Go-Verkehrs zu sein.

Rund drei Jahrzehnte später hat sich das Bild gerade in Portland deutlich verändert. Die Stadt in Oregon gilt heute als eine der besten Städte für Radfahrer in den USA überhaupt. In der ganzen Stadt wurde mittlerweile eine fortschrittliche Fahrradinfrastruktur geschaffen. Der Fahrradanteil am Pendlerverkehr beträgt jetzt stadtweit durchschnittlich 7 Prozent und in einigen innenstadtnahen Vierteln sogar mehr als das Dreifache davon. Der erste Schritt auf dem Weg zu einer fahrradfreundlicheren Stadt war der Aufbau eines stadtweiten Radwegenetzes. Allein zwischen 1990 und 2000 verdreifachte sich dessen Ausdehnung von 120 auf 364 Kilometer. Heute gibt es bereits rund 600 Kilometer an Radspuren, Radwegen und Nebenstraßen in Wohngebieten, in denen Radfahrer und Fußgänger Vorrang haben. Lange Zeit war man der Auffassung, dass bei Radwegen eine Standardbreite von eineinhalb Metern reichen würde, um alle Menschen anzusprechen, die mit dem  Rad fahren wollten. Aber schon bald hatte man erkannt, dass vor allem die bauliche Trennung des Fahrradverkehrs vom Autoverkehr eine der besten Maßnahmen darstellt, um den Zweiradpedalisten das nötige Gefühl von Sicherheit zu geben. Bei der Planung neuer oder der Verbesserung vorhandener Radwege ist die geschützte Variante nun die Norm und nicht mehr die Ausnahme.

Bei den neuen Plänen für eine fahrradgerechtere Stadt kam Portland zu Gute, dass die Stadt ohnehin eine große Tradition bei der Aktivierung öffentlicher Flächen für die Gemeinschaft besitzt. Das machte in Portland auch das Konzept »Sunday Parkways« möglich, das vor ungefähr einem Jahrzehnt entwickelt wurde. Dabei werden in verschiedenen Bereichen der Stadt acht bis elf Kilometer Straßen für Autos gesperrt. Das Programm soll dazu inspirieren, das Fahrrad in der Folge nicht nur sonntags zur Erholung, sondern auch im Alltag unter der Woche als Verkehrsmittel zu nutzen. Ein weiteres Programm namens »Portland Safe Routes to School« (»Sichere Wege zur Schule in Portland«) macht mittlerweile speziell das Radfahren rund um Schulen leicht, sicher und attraktiv – und reduziert zugleich den Autoverkehr rund um diese Schulen. Was man selbst in dem Autoland USA mit solchen Programmen erreichen kann, zeigt eine Zahl. In Portland ist der Anteil der Schüler, die für den Schulweg das Rad nutzen, mittlerweile achtmal höher als im Landesdurchschnitt der USA. In Zukunft sollen Neuentwicklungen in der Verkehrstechnologie dafür eingesetzt werden, noch mehr Einwohner für das Rad zu begeistern. Ein Beispiel dafür ist ein Bike-Sharing-System, das 2016 eingeführt wurde. Es handelt sich um »Smart bikes«, die mit GPS, Schloss und Kommunikationstechnologie ausgerüstet sind. Die Nutzer können die Räder an jedem öffentlichen Fahrradständer anschließen, brauchen also keine Fahrradstation zu nutzen. Auch dies ist mittlerweile das größte System mit »Smart bikes« landesweit. So kommt es auch nicht von ungefähr, dass mittlerweile immer öfter zu hören ist, dass diese Zunahme des Fahrradverkehrs auch das (Zusammen-) Leben in Portland nachhaltig verbessert habe (dam. / red.).