Nachgeschaut | NeuliXt

Der Mensch in der Kunst

Fotografische Beobachtungen auf Vernissagen

Galerien gehören zu jenen Kunst-Orten, an denen Kunst und Menschen sich stets besonders nahe kommen. Ein steter Beobachter solcher ganz eigenen »Mensch und Kunst«-Begegnungen ist der Offenbach-Frankfurter Fotograf Hans-Jürgen Herrmann. Seit über einem Jahrzehnt hält der passionierte Vernissagen-Gänger das Aufeinandertreffen von Kunst und Kunstbetrachtern vornehmlich in den Galerien und Off spaces von Frankfurt und Offenbach fotografisch fest. Für sein Facebook-Blog »neuliXt« sind auf diese Art und Weise rund 400 Fotoserien mit gegen 4.000 Aufnahmen entstanden. Es sind Bilder, die im wahrsten Wortsinn die Menschen in der Kunst zeigen. Aber auch die Menschen mit der Kunst. Und die damit etwas zeigen, was (fast) keine Ausstellungsbesprechung aufzeigt und aufzuzeigen vermag: die Wirkung der Kunst auf die(se) Menschen. Wobei nicht selten Kunst und Kunstbetrachter*in bei diesen zufälligen Aufeinandertreffen eins werden – für sich, aber oft auch für die Betrachter*innen der Betrachtenden und des Betrachteten. Nicht selten der Moment zweier erstaunlicher, zuweilen tiefer, zuweilen auch skurriler Symbiosen – und allein für diesen Moment festgehalten. Urbans shorts – Das Metropole Magazin präsentiert einige dieser Momente in obiger Galerie zum Durchklicken (vss.).


Es gibt immer ökologisches Verbesserungspotential
Quelle: Barbara Walzer©

Blaupause Kultur | Fonds Zero

Mehr Umwelt fördern

Kulturstiftung unterstützt Nachhaltigkeit

Kulturinstitutionen – ein schön gewichtiges Wort – setzen sich oft für hehre Werte ein, sind aber in einer Hinsicht oft nicht vorbildlich. Theater- und Konzerthäuser fliegen Künstler*innen nicht selten um den halben Globus, um dem Publikum mal wieder einen »unvergesslichen Abend« zu kreieren. Museen benötigen oft sehr viel Energie, um Räume zu kühlen und abzudunkeln, um kostbare Gemälde oder Handschriften zu schützen. Für große Ausstellungen transportieren sie zudem Leih-Kunstwerke ebenfalls mit gewaltigem Aufwand durch die Gegend. Von zuweilen aufwendig  aufmerksamkeitsheischend produzierten Einladungskarten mal ganz abgesehen (Um das Gewissen zu beruhigen, reden sich Museumsdirektoren dann ein, dass es Sammlerstücke seien). Dabei ginge vieles auch anders. Die Dresden Frankfurt Dance Company und das Dresdner Künstlerhaus Hellerau arbeiten für den Herbst an einer Produktion, die in Frankfurt und Dresden gezeigt werden und mit möglichst wenig unnötigen (Umwelt-) Kosten entstehen soll, indem stark auf lokale Strukturen zurückgegriffen wird. Das Theater Regensburg arbeitet für die kommende Spielzeit an einem umweltsensiblen Ticketing, bei dem die Anreise mit Bus, Bahn oder Fahrrad gefördert werden soll. Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen gibt einen Rabatt von 10 Prozent, wenn mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist wird. Ein Zeppelin muss es dabei übrigens nicht unbedingt sein … (weiter lesen)


Zuweilen hat Kulturschaffen auch durchaus viel mit Glücksspiel zu tun
Quelle: Veronika Scherer (ver.)©

Impulse | KÜNSTLER*innenGAGEN

Fair ge-/behandelte Kunst

Ein Gastkommentar von Julia Eberz

Der Bund legt Mindeststandards bei der Entlohnung von Künstler*innen für von ihm mehrheitlich geförderte Kulturprojekte fest. Städte wie Stuttgart und Frankfurt führten Ausstellungshonorare ein. Julia Eberz, Vorsitzende im Kulturausschuss der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung, sieht darin erste Ansätze zu »fair gehandeltem und behandeltem Kulturschaffen«. 

Zweifellos, sehr viele freischaffende Künstler*innen, insbesondere in der bildenden Kunst, aber auch in anderen Kulturbereichen, arbeiten in prekären Verhältnissen. Darauf hatte letztes Jahr auch die Bundesregierung reagiert und verknüpfte die Förderung von Einrichtungen und Projekten, die zu mindestens 50 Prozent vom Bund gefördert werden, mit der Einhaltung von Mindeststandards bei der Entlohnung von Künstler*innen. Dieser Schritt war längst überfällig und es bleibt zu hoffen, dass Länder und Kommunen, die ebenfalls viele Kulturprojekte und -einrichtungen fördern, diesen Schritt nachvollziehen. Erste Schritte da und dort in diese Richtung sind bereits zu verzeichnen. Frankfurt hat zum Beispiel Ausstellungshonorare und neue Stipendien auf den Weg gebracht.

Was für Arbeitnehmer*innen mit dem Mindestlohn inzwischen völlig normal ist, muss auch für freischaffende Künstler*innen gelten. So weit so nachvollziehbar. Aber bringen Honoraruntergrenzen auch Nachteile mit sich? (weiter lesen)


Stockholms Kulturhuset - ein vielgestaltiger Kulturpalast im Herzen der Stadt
Quelle: Johan Stigholt • CC BY-SA 4.0 (s.u.)©

Blaupause Kultur | Schweden

Mehr als Schweden-Happen

Nordische Langzeitförderung für Künstler*innen

Das »Swedish Arts Grants Commitee« (Schwedisches Komitee für Kunststipendien) vergibt jedes Jahr zahlreiche Stipendien an professionelle, in Schweden lebende und arbeitende Künstler*innen unterschiedlichster Sparten, beispielsweise für bildende Kunst, Fotografie, Design, Kunsthandwerk oder Architektur. Das Besondere: Neben Kurz- gibt es auch Langzeitstipendien für fünf oder zehn Jahre. 

»Als vor fünf Jahren der Bescheid eintraf, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Ich konnte mein Glück kaum fassen«. Der in Stockholm lebende Fotokünstler Carl Johan Erikson hatte eines der begehrten Langzeitstipendien des Swedish Arts Grants Commitee über fünf Jahre erhalten. Zwar konnte er damals bereits auf eine lange Karriere zurückblicken, dennoch war das Langzeitstipendium für ihn etwas besonderes. Anerkennung seiner künstlerischen Leistung der Vergangenheit – und ein Stück künstlerische Unabhängigkeit für die Zukunft. Ein Stipendium über fünf oder gar zehn Jahre ist eine Seltenheit in der internationalen Kunstszene. Die umgerechnet 10.000 Euro pro Jahr nutzt Erikson für die Ateliermiete, für Forschungsreisen, als Unterstützung für seine Ausstellungsprojekte und für die Produktion seiner Fotobücher. Dafür ist es auch gedacht, denn »zum Leben« würde es in Schweden kaum reichen. Der Betrag entspräche gerade einmal rund 15 Prozent eines normalen Jahreseinkommens in dem skandinavischen Land. Alle seine Kolleg*innen arbeiteten denn auch auf Stellen im Kunstbetrieb oder in anderen Branchen. Er selbst hat etwa eine 50%- Stelle als Senior Lecturer am Royal Institute of Art in Stockholm. Der Job ermöglicht ihm sein Auskommen, das Stipendium die künstlerische Arbeit … (mehr lesen)


Das Frauenkulturbüro NRW wirbt mit griffigen Motiven für seine Anliegen
Quelle: Screenshot Frauenkulturbüro NRW©

Blaupause Kultur | NRW

Die Kunst der Gleichstellung

Die Arbeit des Frauenkulturbüros NRW

»Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass Künstlerinnen anständig bezahlt werden, und dass ihre Arbeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.« Der Satz von Ursula Theißen, der Geschäftsführerin des landesweit ziemlich einzigartigen »Frauenkulturbüros NRW« klingt eigentlich ziemlich banal. Und doch: Er ist es weit im 21. Jahrhundert mitten in Deutschland keineswegs. Knapp 30 Prozent weniger verdienen Künstlerinnen hierzulande immer noch im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen im Kulturbetrieb. Neben der Gender Pay Gap, dem üblichen Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern, gibt es in dieser Branche zusätzlich eine »Gender Show Gap«: 70 Prozent der Einzelausstellungen in renommierten Museen und Galerien präsentieren Kunst von Männern …

Vor gut drei Jahrzehnten, als das Frauenkulturbüro NRW in Krefeld gegründet wurde, sah es allerdings noch ungleich dramatischer aus. Initialzündung für die Gründung war damals die Tagung »Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts«, die im Museum Wiesbaden stattfand und das damals noch stärkere Ungleichgewicht schlagartig zum Thema in Deutschlands Kulturszene machte. Von einer Deutschen Mark öffentlicher Förderung (die Zahlen stammten noch aus der Zeit vor dem gerade erst eingeführten Euro) gingen nur 15 Pfennig an Frauen, obwohl diese schon damals die Hälfte der Bevölkerung stellten. Ein Unding, habe man sich damals zumindest in der Landesregierung Nordrhein Westfalens gesagt und das Frauenkulturbüro NRW gegründet. Das Logo, ein kleines Stück vom Kuchen, weißt seither auf die nach wie vor ungleiche Verteilung des Förderkuchens hin (mehr lesen).


Vier Künstler*innen, die vor einigen Jahren vier von fünf norwegischen Banknoten schmückten
Quelle: Norwegische Zentralbank©

Best of • Blaupausen

Eine Allianz fürs Leben

Oslo fördert Künstler*innen Jahrzehnte

Skål! Die Gläser klingen. Der Toast gilt dem norwegischen Maler Kenneth
Varpe. Er hat ein vom norwegischen Staat finanziertes Stipendium erhalten. Der flachsblonde Mann mit den hellen Augenbrauen und dem gewinnenden Lächeln strahlt. »Das Stipendium macht mich frei«, sagt Varpe. »Es ist nun schon mein zwölftes Jahresstipendium in Folge. Mein erstes erhielt ich 2012. Seitdem kann ich mich voll und ganz auf die Weiterentwicklung meiner Kunst konzentrieren. Die langfristige Künstler*innenförderung hier in Norwegen hat mir ermöglicht, meine Malerei konzeptuell und technisch konsequent weiterzuentwickeln – ohne dass meine Kunst instrumentalisiert wird.«

Norwegen – ein Land, das durch seine Ölvorkommen vor der Küste eine Sonderstellung in Europa einnimmt und zu den reichsten des Kontinents zählt – geht einen recht eigenen Weg bei der Förderung von Kunst. Mehr als andere Länder sichert es seine Künstler*innen ab, vor allem mit zahlreichen Stipendien mit bis zu zehn Jahren Förderdauer. Ziel der staatlichen Stipendien ist ein garantiertes Einkommen für Künstler*innen, um ihnen wirtschaftliche Sicherheit zu geben, ihre künstlerische Tätigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg zu entwickeln … (mehr lesen).


Das MUDAM - ein Zentrum für Kultur und Kulturschaffende in Luxemburg.
Quelle: Jean-Noël Lafargue • CC BY-SA 3.0 (s.u.)©

Blaupause Kultur | Luxemburg

Großherziges Grundeinkommen

Großherzogtum sichert seine Kulturschaffenden ab

Eigentlich ist es ein ganz normales Künstlerleben, wie das so vieler Künstler*innen an vielen Orten in Europa. Paul Schumacher ist Videokünstler und lebt in Luxemburg. Sein Metier ist die Event-Kunst, als VJ und mit Video Mapping hat er sich einen Namen gemacht. Seine Arbeiten zeigt er vor allem im kleinen Großherzogtum selbst: Projektionen im öffentlichen Raum, Kooperationen mit Bühnen, in Theatern oder beim Tanz. Er bespielt renommierte Orte wie die Philharmonie und das »Mudam«, das Museum für zeitgenössische Kunst. Und er arbeitet mit internationalen DJs wie Sven Väth, Westbam oder Tomcraft. Doch ganz normal werden viele Kolleg*innen das Künstlerleben des Paul Schumacher nicht empfinden – zumindest nicht außerhalb des kleinen Fürstentums. Schumacher kann es nämlich entspannt angehen. Bereits seit zehn Jahren nutzt er eine Luxemburger Besonderheit der Kulturförderung: die Möglichkeit, sein Einkommen mittels einer speziellen Sozialhilfe für Kulturschaffende aufzustocken. Das sichert ihm immer ein Grundeinkommen von rund zweieinhalbtausend Euro. Auch dann, wenn – wie in diesem Metier üblich – die Einnahmen schwankend sind. In manchen Monaten jagt ein Event das andere, in anderen sind nur wenige Tage des Kalenders belegt. Der Künstler aber hat die Sicherheit, immer sein Existenzminimum zu erreichen und zuweilen auch einmal bezahlten Urlaub machen zu können. Und das Ganze ist auch akzeptiert: Er muss dafür nicht angestellt sein. Anders als in Deutschland, wo Jobcenter ausschließlich in sozialversicherungspflichtige Jobs vermitteln, ist es in Luxemburg möglich, als Kreative*r einfach freiberuflich tätig zu sein und eine Aufstockung zu erhalten. Und das auch über lange Zeiträume … (mehr lesen).