438 Schüsse sind seit 2012 an Schulen in den Vereinigten Staaten von Amerika gefallen. 438 Schaumstoff-Gewehrbolzen hat die mexikanische Künstlerin Patricia Espinosa mithilfe eines Spielzeug-Gewehrs auf die Fensterscheibe ihrer Galerie ALAS (Atelier & Art Space) in Frankfurt-Bockenheim abgefeuert. 138 dieser Geschosse tragen Namen und eine Zahl. 138 Menschen – meist Kinder – sind bei den Schüssen in den USA getötet worden. Die Namen auf den Geschossen sind ihre Namen. Die Zahlen nennen das Alter, in welchem sie ums Leben kamen. Es sind selten große Zahlen geworden …
Die Geschosse formen einen Teddy Bär. »America’s Teddy Bear« nennt Espinosa ihre Ausstellung. Eine Ausstellung, die nur aus dieser einen Arbeit besteht. Und doch mehr erzählt als viele andere und größere Ausstellungen. Vor wenigen Wochen gingen Hunderttausende meist junge Menschen in Washington und in anderen Städten der USA auf die Straße(n), um gegen die Waffengläubigkeit in ihrem Land und unter ihren Politikern zu protestieren – und um diesen Wahnsinn an ihren Schulen zu stoppen. Espinosas Arbeit steht in deren Geiste. Sie ist – für sich gesehen – ein ebenso eindrucksvolles Zeichen wie der Marsch der Hunderttausende. Espinosa, selbst Mutter zweier Kinder, hat lange Zeit in Manhattan gelebt und wird demnächst wieder von Frankfurt nach Brooklyn ziehen. Sie kennt dieses Amerika gut. Mit ihrer Arbeit will sie auch hierzulande Flagge zeigen, an die sinnlosen Opfer dieser »school shootings« erinnern – und auch an die Täter, die in der Mehrzahl selbst Amok laufende Jugendliche waren. Und damit auch nicht zuletzt darauf aufmerksam machen, wie oft Kinder und Jugendliche Einsamkeit und Ängsten, Verletzungen und Diskriminierungen ausgesetzt sind und wie oft sie mit diesen alleine gelassen werden. Espinosa legt den Finger damit in gleich mehrere Wunden des Landes, das sie auch ein Stück weit als das ihre sieht.
Postskriptum: Die Zahl 438 ist leider längst überholt … (loe.).